Heft 
(1896) 4
Seite
359
Einzelbild herunterladen

Carl Bolle, Miscellen aus der heimischen Pflanzenwelt,

359

Geehrte Anwesende, wer kann sagen, welches von den von mir erwähnten Soldatenliedern heute vor 25 Jahren in Feindesland erklungen ist!? Franctireurs sprengten die Moselbrücke bei Fontenay; ein Ge­fecht steht für den 22. Januar nicht verzeichnet. Da mag doch Einer und der Andere nach einem lustigen Reiterstücklein oder einem munteren Liede verlangt haben. Und Niemand sollte es dem Soldaten, der für die Daheimgebliebenen Alles dran setzte, verdenken, wenn er Ange­sichts der düstersten Möglichkeiten nach -Aufheiterung sich sehnte!

Eine Aufheiterung aber braucht der Soldat auch wol in Friedens­zeit; er ist nicht allemalauf Rosen gebettet; man müsste denn die Dornen dafür nehmen! Seiner Sangeslust (wir wollen dieschönsten seiner Lieder ungeprüft lassen!) verdanken unsere Schätze volksthüm- licher Art umfangreiche und werthvolle Beiträge. Das Yolksthümliche aber ist so recht unser angestammtes Gut; und das möge es bleiben in der Mark Brandenburg und in allen Theilen unseres Vaterlandes!

Der interessante Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall aufgenominen.

13. Nach dem Schluss der Sitzung vereinigten sich die Theilnehmer zu einem zwanglosen Beisammensein im Ratskeller.

Miscellen aus der heimischen Pflanzenwelt.

von Carl Bolle.

Vom Elsbeerbaum (Sorbus torminalis, Crtz.) in der Mark.

Von dir Verschollener, dem ich auf eigener Scholle ein Asyl bereitet habe, in dem du grünst und Frucht bringst wie einst in altgermanischer Wildnis, soll wieder einmal die Rede sein.

Den Elsbeerbaum haben sogar unsere Floristen lange vernachlässigt, ja bisweilen, als einheimisch, kaum gelten lassen wollen. Ein wenig, wenn auch nicht allzuviel besser kannten ihn die Grünröcke. Zur Stunde hat ein eifriger und unermüdlicher Erforscher der Baumwelt, Professor Conwentz ihn, neben dem ihm vielleicht noch lieberen Taxus, ins Auge gefasst; er ist dem lange Vernachlässigten durch das Gesammtareal seiner Verbreitung nachgegangen und hat zur Verwunderung mancher in seiner westprenssischen Heimat eine ganze Reihe von Standorten desselben ans Licht gezogen. Wir in der Mark liegen den zahlreicher von dieser Pomacee besiedelten Landstrichen eigentlich näher als jenes von der Weichsel durchströmte Gebiet, in dem das Areal der Species sich schon seiner fernsten nordöstlichen Grenze nähert. Soll es da nicht Wunder nehmen, ihr Erscheinen im Brandenburgischen so dürftig aus- fallen zu sehen? Wäre dem indess anders, so würde es meinerseits verlorene