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Carl Bolle, Miscellen ans der heimischen Pflanzenwelt.
Mühe sein, den Leser an ein Paar der seltenen Punkte zu führen, die ihr in der Mark noch eigen sind. Es liegt nicht an mir, dass sich derselbe mit sehr Wenigem zu begnügen haben wird.
Es war am 2. August v. J. als auf einer Kundfahrt durch die bewundernswürdig schönen und wohlgepflegten Eberswalder Forste Herr Oberforstmeister Danckelmann die Güte hatte, mich auf den einzig noch übrigen Elsbeerbaum dieser Reviere aufmerksam zu machen. Der Letzte seines Geschlechts hier muss es wohl in der That sein, denn wer kennt wohl genauer, Schritt vor Schritt, alle jene Waldungen als der genannte ausgezeichnete Forstmann ?
Im lichten Buchenbestund zeigte sich dieser Sorbus torminalis, dicht an dem von uns befahrenen Pirschwege, mehr ein Bäumchen als ein Baum, etwas unter Mittelgrösse, gerad gewachsen, dennoch aber schon krilnkelnd an unverkennbarer Wipfeldürre. Wie lange wird er noch stehen ? Und, wenn die Axt mit ihm nufgerilumt haben wird, werden vielleicht fruchtfressende Vögel einmal neue Keime hieher tragen? Die Species scheint nun mal, zum Bedauern des Waldfreundes, an Ilavel und Spree unrettbar dem Niedergange verfallen zu sein.
Es ging, da wir nicht allein waren, rasch vorüber, deshalb habe ich über den Baum nichts Genaueres mir merken können.
Ich will indess ganz im Stillen verraten, dass Herr Oberforstmeister Danckelmann mir anvertraut hat, dass in der Gramzower Forst auf altererbtem Grunde die Elsbeere heut noch, wie zu Burgsdorfs Zeit, nicht ganz arm an Zahl und in stattlichen Stämmen ihr Dasein friste.
Eins ihrer Lieblingsasyle dürfte früher der gleichfalls der Uckermark ungehörige Pälitzwerder im Paarsteiner See gewesen sein. Von hier ist eine noch heut gültige Lokalität, die Höhen bei Oderberg, nur wenige Meilen weit entfernt. Auf jener von der Kultur lange gemiedenen Seeinsel nun, im Lindenhain der alten Terra Lipana war vor vielen Jahren schon ein überaus starker Stamm der Elsbeere, damals anscheinend eine Neuheit für unsere Flora, entdeckt worden. Längst ist er, unstreitig altersschwach, einem Windstosse erlegen, nicht jedoch ohne Nachkommenschaft hinterlassen zu haben. Bei einem Besuche, den ich 1887 in Gesellschaft des Herrn Kat Friedel dem romantischen Eilande abstattete, konnte ich die Gegenwart von zwei jüngeren Elsbeerbäumen, schön herangewachsen, konstatiren. Der Tracht nach glichen sie Birnbäumen von guter Grösse. Jeder von ihnen zeigte, freistehend, eine Höhe von ca. 30 Fuss.
Bei der immerhin für Brandenburg vorwaltenden ausserordentlichen Seltenheit der Species, will ich dieselbe umsomehr der Aufmerksamkeit und dem Beobachtungsgeist unserer Vereinsgenossen empfehlen als die noch nicht überall durchgehend botanisch erforschten Waldungen der Heimat, neben Überraschungen anderer Art, auch bisher geheim gebliebene Standorte der Elsbeere, bergen mögen.
Es wirkt eigentümlich zu sehen, wie der Florist von Schlechtendal dem märkischen Bürgerrecht der E lsbeere noch mit kaum verhehltem Zweifel gegenübersteht, weswegen sie, aus dem Text verbannt, nur in einer An-