Heft 
(1896) 4
Seite
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Carl Bolle, Miscellen aus der heimischen Pflanzenwelt.

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merkung unter der Chiffre B. (Burgsdorf) bei ihm zugelassen wird.In der Falkenhagener Forst heisst es loco citato.

Das Pflanzenverzeichnis des Borgstedeschen Werks: Statistisch-topo­graphische Beschreibung der Kurmark Brandenburg (1788), bringt nichts als den blossen Namen Crataegus torminalis; unter gleicher Benennung etwa ein Jahrzehnt später von Burgsdorf als Standorte die Grimnitzer und Gram- zower Forste.

Zum Schluss sei hier noch eine kleine Erinnerung wiedergegeben, die ich von einer im Herbst 1887 gemachten Fahrt von Joachimsthal nach Chorin mitbrachte. Ich gebe sie hauptsächlich deswegen, weil auch das schwächste Bild von Tag zu Tag mehr schwindender Naturzustände unseres Landes mir der Aufbewahrung wert erscheint. Ich verdanke sothane Aufschlüsse dem Manne, der mich mit eigenen Pferden fuhr, Herrn Krumbach aus Joachims­thal, welchen ich mit dem Baumwuchs der von uns durchmessenen Wald­region vertrauter als zu erwarten stand, dabei auch mitteilsam gefunden hatte. Er erzählte u. a. Folgendes:

Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Umkreis des Grimnitzsees reich an schönen Kn ödelbäu men. Es gab auch in voller Wildnis Birnbäume mit grosser süsser Frucht, Jungfernbirnen genannt, sowie mächtige Mehlbeerbäume (Weissdorne); selbst die Elsbeere fehlte nicht ganz. Das Alles hat jetzt die Kultur vernichtet, doch stehen bei Goltze noch heut sehr starke Knödel­bäume. Besonders hohe und dicke von diesen haben früher allgemein in dieser Gegend als Grenzbäume gedient. Schwerlich hat der Erzähler gewusst, dass Göthe bereits inHermann und Dorothea den Birnbaumdie Grenze der Felder genannt hatte.

Die Spätlinge unserer Flora im Jahre 1895.

Die Gelehrten nennens jetzt Biologie, früher hiess man es schlechtweg Blüten- kalender, indem man es, als eine Art botanischer Belustigung, allerdings mit geringerer Emphase betonte als heut zu Tage, wo bei allem gründlicher zu Werke gegangen und eine ernstere Miene zur Schau getragen wird. Plus ca change, plus c a r este le méme chose hat Alfons Karr ebenso hübsch wie wahr gesagt, und hier triffts gerade so recht zu.

Die Sache an sich indes behält so wie so ihren Reiz. Wer in freier Natur lebend, gern die Augen offen hält für das was rings um ihn vorgeht, der wird auch willig durch den Lauf der Monde hindurch dem Sprossen und Vergehen der Blumenwelt seiner Umgebung mit Auge und Gemüt folgen.

Früher habe ich mehrfach genauere Aufzeichnungen in diesem Sinne gemacht. Niemand hat indes danach gefragt und so sind sie liegen geblieben. Das durfte mich nicht abhalten, diesmal mir wieder einiges zu merken, das hier seinen bescheidenen Platz in der Öffentlichkeit finden möge.

Der Winter hat in diesem Jahr lange mit seinem Kommen gezögert. Der Spätherbst ist ein langanbaltender und im ganzen sehr milder gewesen. Trotzdem, und man muss darüber erstaunen, hat es an sogenannten Nacli- bliihern, besonders in der Baum- und Strauchsphäre, fast gänzlich gemangelt, Kein Apfel- oder Birngehölz, keine Magnolie, keine Weide hat sich vorwitzig hervorgewagt; nicht minder haben sich die leicht zu Extravaganzen geneigten