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Carl Bolle, Miscellen aus der heimischen Pflanzenwelt.
Potentillen und Pulsatillen zurückgehalten. Was sonst jedoch von Spätlingen den Reigen der Abschied nehmenden Flora marchica schloss, war der Zahl nach keineswegs unbedeutend; es ist teils innerhalb der Schranken einer sich oft wiederholenden Regelmässigkeit aufgetreten, teils hat es sich in freier, mit jedem Jahr wechselnder Eigenartigkeit dargestellt. Die Auslese fiele wohl auch reicher aus, wenn mein diesmaliges Beobachtungsgebiet sich nicht auf eine Inselscholle des Tegeler Sees beschränkt gehabt hätte.
Es blühten in Scharfenberg, bei durchgängig weicher Luft, aber dennoch schon zeitweilig stattgehabten ziemlich scharfen Frösten, bis über die Mitte des Novembers hinaus und zwar in voller unangetasteter Frische folgende wildwachsende Spezies:
Caltha palustris.
Ranunculus acer.
Viola arvensis.
Erodium Cicutarium.
Papaver dubium.
Cardamine hirsutu.
Spergula arvensis.
Arenaria serpyllifolia.
Lyehnis Flos Cuculi.
„ dioica.
„ diurna.
Pianthus Carthusianorum.
Polygonum avi
Scleranthus annuus. Ballota nigra.
Bellis perennis. Anthemis Cotula. Solidago Virgaurea. Helicbrysum arenarium. Campanula rotundifolia. Scabiosa arvensis. Rumex Acetoselia. Malva rotundifolia. Cirsium palustre.
Poa annua.
re, var. angustissimum.
Das grösste Kontingent an Spätblühern bot das Ackerland in Form des Stoppelfeldes dar, auf welchem sich eine zweite diesjährige Generation von Annuellen, aus Samenausfall entstunden, dem Auge in Menge darbot. ln zweiter Linie die Wiesen mit ihrer regelmässig, nur in abgeschwächtem Maasse sich wiederholenden Frühlings Vegetation, in der die den Kindern liebe Kuhblume neben Ranunculus acer, diesem allein unter seinen Gattungsverwandten, vorwaltete. Hier rünmt jedoch der Frost um ein Weniges früher auf als auf trocknem Boden.
Von Gartengewächsen trotzten dem Boreas am längsten die nord- amerikanischen Astern Novi Belgii, vimineus, brumalis und Novae Angliae, die Ringelblume Calendula officinalis, Cosmus bipinnatus, die Monatsrose und ihre noch schönere Schwester die Malmaison. Der kolchisehe Epheu blieb angeborener Sitte treu, indem er überhaupt erst im November zur Blüte kam.
Von verwilderten Pflanzen blühten an einer Kalksteinmauer bis ganz spät: Linaria Cymbalaria und alpiua, sowie reichlich Corydalis lutea. Im Gebüsch nahmen ein oder zwei Sträucher des Kellerhalses (Daphne Mezereum) den noch fernen Frühling vorweg. Nur w r enige Blütensträusse des heimischen Gaisblatts (Lonicera Periclymennm) schmückten noch eine wilde Hecke, dagegen ward der auch zur Schneezeit freundlich grüne Ginster (Spartium seoparium), den wir Kriensch nennen, nicht müde hie und da eine seiner goldgelben Schmetterlingsblumen im Licht der schräg fallenden Sonnenstrahlen zu erschliessen.