Curl Bolle, Miscellen aus der heimischen Pflanzenwelt.
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Die allerletzten Nachzügler, noch kurz vor Weihnachten in Begleitung der Christ-Niesswurz (Helleboras niger) blühend gefunden, wenn auch halb eingefroren, sind Primula acaulis, Dianthus Carthusianoram und Solidago Virgaurea gewesen. Das Grün, vom Graswuchs und frischer Saat abgesehen, schied mit dem nur zögernd sieh entlaubenden Kreuzdorn (Rhamnus cathar- tica), mit der Pyramideneiche und mit grossen Horsten des Sumpfziests (Stachys palustris), welche die, gleich reifem Korn, vergilbten Rohrdickichte, lange dauernd und weithin sichtbar, durchsetzten. V a le Flora!
Hexenbesen.
Hinsichtlich dieser eigentümlichen, von Alters her die Phantasie des Volks erregender Pflanzengebilde, die in unserer Mitte neulich eingehend besprochen worden sind, möge die Bemerkung gestattet sein, dass solche sich auf den verschiedensten Baumarten, hierin der ihnen itusserlich ähnlichen Mistel vergleichbar, ohne Rücksicht auf Gattung oder botanische Verwandtschaft der Betreffenden auszubilden vermögen. Demungeachtet interessiert es den Beobachter in einzelnen Fällen, auf welcher Unterlage die Erscheinung sich entwickle. Genauere Angaben der Standörter werden demgemäss zulässig, vielleicht sogar erwünscht. Hier eine solche.
Bei einem Besuch des hiesigen botanischen Gartens in den ersten Tagen des Januar d. J. erblickte ich hoch oben in den Kronen eines Birkengehölzes drei Hexenbesen von seltener Grösse und Schönheit; man wäre versucht gewesen zu glauben, sie seien des Donar nicht unwürdig und zu gut gewesen Zauberweibern als Sattel oder Reitpferd zu dienen. Dieselben bilden, im entlaubten Geäst weithin sichtbar, dunkelfarbige Kugeln von so grosser Kegelmässigkeit der Form wie ich sie kaum jemals besser entwickelt gesehen habe.
Als ich jedoch am 24. Januar die Stelle wieder besuchte, fand ich zu meinem Erstaunen davon nur noch zwei und zwar diese in der Krone ein und desselben Baumes vor: unbegreiflicher Weise oder vielleicht auch leicht begreiflicher Weise. Worum auch plaudern?
Sie hingen, um auch die Species namhaft zu machen in der Krone einer und derselben Lakenbirke (Betula pubescens, Ehrh).
Schübeler, der überaus fleissige Beobachter und Schilderer der Vegetation Norwegens, berichtet, in Skandinavien seien die Hexenbesen auf der Birke häufiger als auf irgend welchem anderen Baume. Sie würden oft sehr gross, denn man habe deren bis zu drei Fuss im Durchmesser angetroffen.
Ein ähnlich hervorragendes Exemplar des Hexenbesens wurde von mir vor Jahren einmal einer Hainbuche des Tegeler Forstes (Carpinus, Betulus, L.) entnommen, die es in Gesellschaft von zwei oder drei anderen bewohnte. Dasselbe ist seinerzeit der pflanzenzenphysiologischen Sammlung unseres Provinzial-Museunis einverleibt worden (1880).