Heft 
(1897) 6
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2. (t. ausserordtl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

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Es fehlt, nur die Kreide. Es sei liier auf einige Leitfossilien aufmerksam gemacht. In den ältesten Schiefern des Thüringer Waldes linden sich die Graptolithen, es sind das Skelettstiicke eines unbekannten Tieres, ferner mögen hier die Trilobiten erwähnt werden, das waren Tiere, welche sich am besten mit dem jetzt lebenden Molukkenkrebs vergleichen lassen, sie hatten die Fähigkeit sich zusammenrollen zu können, wie, die Asseln, welche unter feuchten Steinen leben. An der Wand ist eine grosse Schiefertafel mit Kriechspuren von Würmern aufgestellt. Es sei hier noch auf die geologische Karte aufmerksam gemacht, welche ein Stück des südwestlichen Randes des Thüringer Waldes darstellt. Es fällt schon durch die Farbengebung der grosse Gegensatz zwischen dem Gebirge und dem Vorlaude auf, das Gebirge besteht aus älteren Gesteinen als das Vorland. Ursprünglich aber war der Thüringer Wald nicht vor­handen und die Schichten des heutigen Vorlandes erstreckten sich auch über die Stelle des Gebirges hinweg. Darauf aber sanken neben einem Mittelstück die Seitenstücke in die Tiefe, und dieses mittlere Stück bildete das Gebirge. Ursprünglich lagerten die Gesteine des Vorlandes noch auf dem Gebirge, durch die Verwitterung und die Abtragung ist aber im Laufe der Zeit das jüngere Gestein weggeführt worden. Der Thüringer Wald ist ein altes Gebirge, seine Bergt* sind niedrig und flach; die Alpen hingegen sind ein junges Gebirge, ihre Berge sind hoch und spitz.

Mit dem nächsten Saal beginnt eine andere Aufstellung. In ihm und den folgenden befinden sich die 1 landstücke vom dura bis zur Neu­zeit. Diese Aufstellung konnte gewählt werden, weil diese Schichten sich unter der Norddeutschen Tiefebene und am Rande derselben vorfinden. Die Jurazeit war die Blütezeit der Ammoniten und Belemniten. Die Ammonshörner waren die Gehäuse von Tieren, welche die Vorfahren des heutigen Nautilus, des Perlbootes, waren. Diese Tiere ähnelten im Bau den Tintenfischen, nur besassen sie ein gekammertes Gehäuse, in dessen grösster Kammer sie wohnten. Die Schaukästen lehren, dass die Ammonshörner in ihrer Grösse, in ihrem Bau, ihrer Zeichnung einen sehr grossen Wechsel zeigten. Es giebt solche, die einige Millimeter Durchmesser besitzen, und andere, welche P .2 m Durchmesser haben. Die Belemniten, die Donnerkeile, sind die Ueberreste von Tintenfischen, die auch in der Gegenwart noch einen ziemlichen Reichtum von Formen, namentlich in Bezug auf die Grösse aufweisen, trotzdem können sich die grössten lebenden wohl nicht mit einigen ausgestorbenen messen. Da bei den lebenden Tintenfischen der dem Donnerkeil entsprechende Skelet­teil nur eine sehr kleine Spitze bildet, so geben die Abstufungen in den Grössen der Donnerkeile den einzigen Anhalt für die Beurteilung des Umfanges des ehemaligen Tieres. In diesem Saale stehen auch Schau­kästen mit Rüdersdorfer Material.

Mit den folgenden Zimmern nähern wir uns immer mehr der Gegen-