Heft 
(1897) 6
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3. (1. Arbeits-) Sitzung des VI. Vereinsjahres.

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wenigstens deuten darauf manche Funde, wie ein Schwert vor Reichers­dorf, Kreis Guben, mit einer (ingestempelten römischen Inschrift, ferner auch tauschierte Arbeiten, wie ein Armband von Reichersdorf; auch der Runenspeer von Münscheberg*) dürfte trotz der Runen aber wegen der Tauschierung nicht im freien Germanien gearbeitet sein. Daneben ist sicherlich aber die Eisenschmelze (aus Sumpferz) und das Eisenschmieden bei unseren Brandenburger Germanen längst bekannt gewesen, die man damals doch längst nicht mehr als halbwilde Barbaren wird ansehen dürfen.

Hinsichtlich slavischer Gräber liegt aus der Neumark ein ausserordentlich geringes Fundmaterial vor. Leichenbestattung ist bis­her nur von Falkenburg und Neuenhagen bekannt. Ob einige bei Königswalde gefundene Skelette dieser Periode angehören, ist zweifel­haft. Brandgräber -wurden noch nicht gefunden, doch können sie mög­licherweise noch ans Tageslicht kommen, da Leichenverbrennung in anderen slavisclien Ländern durch Funde belegt und auch schriftlich beglaubigt ist. (Thietmar von Merseburg VII, 2. S. 72,)

Als einheimische wendische Arbeiten dürfen die silbernen und bronzenen Schläfenringe gelten. Auch die Eisenringe mögen zum Teil im Lande gearbeitet sein. Spuren von Verhüttung von Eisenerzen, die vielleicht importiert, wahrscheinlich jedoch ans Raseneisenstein, gewonnen wurden, entdeckte man im Kreise Greifenhagen (a. a. 0.).

3. Herr Prediger Neubauer von der Nazaretkirehe zu Berlin übersendet auf Grund der Mitteilungen seines Vaters, des Rektors Neu­bauer zu Kirchhain (Kreis Luckau), und des dortigen Kantors Nieder- gesäss folgende mit grossem Dank aufgenommene Mitteilung über das niederlausitzer Kantoreiwesen.

Die Kantorei-Gesellschaft in Kirchhain (Niederlausitz).

Wohl wenige Vereine dürften sich eines solchen langjährigen Be­stehens rühmen können, als die noch heute ebenso wie schon vor dem dreissigjübrigen Kriege in Kirchhain bestehende Kantorei-Gesellschaft, deren Begründung in die nachreformatorische Zeit fällt. Sie besitzt ein in Pergament gebundenes Protokollbuch, in welchem sich fortlaufend die Protokolle vom Jahre 11)49 bis 1892 befinden. Das älteste der­selben, welches mit der Neugründung der Gesellschaft im Jahre 1649 beginnt, schildert in lebendiger Weise die Schrecken des dreissigj übrigen Krieges, welche eine zeitweise Aufhebung des Vereins nötig machten, und giebt als Stiftungsdatum den 28. Februar 1595 an.**)

*) Vergl. meine Beschreibung desselben: Monatsblatt V, S. 314. E. Fr.

**) dm .Tabre 1805 wurde demgemäss das 300jährige Stiftungsfest der Kantorei- Gesellschaft in Kirchhain feierlich begangen.