Heft 
(1897) 6
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Erinnerungen an Kaiser Wilhelm I., den Grossen.

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fn deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schützen, (Jen Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands zu stützen und die Kraft des Volkes zu stärken.Uns und unseren Nachfolgern in <Jer Kaiserwürde, lautet der Schluss der Kaiserproklamation,wolle Gott verleihen, allezeit Mehrer des deutschen Reiches zu sein, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern in den Werken des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung. Wir wissen, mit Welcher Treue der hochselige Kaiser gehalten hat, was er versprochen.

1897! Seit neun Jahren ist der alte Kaiser neben den erlauchten! von ihm so heiss geliebten Eltern in die Gruft gebettet. Viel Leid, aber auch viel Freude hatte er seit dem so glorreich beendeten Kriege noch erlebt. Sein neunzigster Geburtstag ist ein Freudentag für das ganze deutsche Volk gewesen. Und nicht hat der so ITochbetagte gerastet im Sorgen und Wirken für das Volk. Selbst auf dem Krankenbette hat er keine Zeit gehabt, müde zu sein. Die Nachricht von seinem Ifinscheiden Yar vom Reichskanzler im versammelten Reichstag mit stockender Stimme verkündet worden. Er hatte mit den Worten geschlossen:Die helden­mütige Tapferkeit, das nationale, hochgespannte Ehrgefühl und vor allen Dingen die. treue, arbeitsame Pflichterfüllung im Dienste des Vaterlandes und die Liebe zum Vaterlande, die in unserm dahingesehie- «Jenen Herrn verkörpert waren, mögen ein nie zerstörbares Erl »teil unserer Nation Sein, welches der aus unserer Mitte geschiedene Kaiser uns hinter­lassen hat.

Aber ein noch schöneres Denkmal hat Fürst Bismarck einem Herrn und Kaiser noch bei dessen Lebzeiten gestiftet, als der fluch­würdige Angriff auf dessen teures Lehen geschehen war. ln der Reichs­tugssitzung vom 9. Oktober 1878 nennt er ihn einen Monarchen,der mehr als irgend ein lebender ich möchte wohl sagen, auch als ein der Vergangenheit angehöriger mit Einsetzung seines Lehens, seiner Krone, seiner monarchischen Existenz gethan hat, um die Wünsche und Bestrebungen seiner Nation zu verwirklichen, der dies mit einem ge­waltigen Erfolge und dabei doch ohne jede Überhöhung gethan hat, der dabei ein milder, volksfreundlicher Regent gehlieben ist.

Also 1897! Das Jahr, in dem vor hundert Jahren Kaiser Wilhelm geboren wurde! Der Geburtstag wird als ein Freuden- und Festtag von allen guten Deutschen in der ganzen Welt gefeiert werden. Keinem Monarchen, ja keinem sterblichen Menschen, soweit ich mich in der Geschichte umschaue, sind so viele Denkmäler errichtet worden, als Kaiser Wilhelm, und noch immer erheben sich neue und wetteifern in künstlerischer Vollendung und Grossartigkeit mit den schon geschaffenen.

Aber nur w'enige Tage, und es wird in unserer Stadt von jenem gewaltigsten Denkmal die Hülle fallen, das vor dem alten Königs-, jetzt Kaisex-schloss errichtet worden ist.