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Kleine Mitteilungen.
der rundblattige Pfälzertabak. Der Steuerertrap der 1894er Ernte belauft sich in der Provinz, auf 1 458 160 Mk , hiervon entfallen nicht weniger als 1 132 645 M. auf den Bezirk Prenzlau (Uckermark); Frankfurt a. O. brachte 267 893 Mk., Eberswalde 32 921 Mk., Liibben 22 985 Mk. an Steuer auf. Bemerkenswert ist, dass die Zahl der kleinen Pflanzer sich immer mehr verringert. Während es 1880 noch 16 562 Tabakpflanzer in der Provinz Brandenburg gab, beläuft sich ihre Zahl gegenwärtig nur auf 6869. Im Durchschnitt entfällt jetzt auf jeden Pflanzer eine Anbaufläche von 43,6 Ar gegen 12,3 Ar im Jahre 1880. — Vgl hierzu die Angabe im Monatsblatt III, S. 79 flir 1891/92. Berlin, Dezember 1896. E. Kr.
Drei Beiträge zur neuesten Mythenbildung in Berlin.
I. Berlin N., Gartenplatz. Wenn man nachts zwischen 12 und 1 Uhr über den Gartenplatz geht, sieht man oft im Innern der neuen katholischen Sebastiankirche ein Licht, das bald an dem einen, bald an einem andern Fenster erscheint. Das kommt von der Laterne, welche die „alte Mcyern“ in der Hand trägt. Die alte Frau irrt verzweifelnd in der Kirche von einer Stelle zur andern, sucht Ruhe und findet sie nicht. Seit die neue Kirche gebaut ist, weiss man nicht mehr genau, wo die Grabstätte gewesen ist; es sieht eben jetzt ganz anders aus auf dem Gartenplatz als ehedem.*)
Mitgeteilt durch einen Schüler der 88. Gemeindeschule, der das Licht gesehen haben will. 0. Monke.
II. Die Glocken der katholischen Sebastiankirche sollen nachts
zuweilen von selber in einzelnen Schlägen ertönen. 0. Monke.
III. Der Krebs am Turm der katholischen Sebastiankirche. Als die Sebastiankirche gebaut wurde, hat ein frommer Mann grosse Summen gespendet, damit auch der Turm recht hoch gebaut werden könne. Der Mann hiess Krebs, und um ihn zu ehren, hat man einen Krebs in Stein hauen lassen und diesen steinernen Krebs an der Südseite des Turmes zum ewigen Gedächtnis angebracht.
Leider ist das Bildwerk mit blossem Auge nicht zu erkennen.**)
O. Monke.
Angebliche Erwähnung der Stadt Brandenburg a. d. H. im Jahre 911 In der Heimatkunde hat auch die Sage ein Recht, das Wort zu verlangen.
*) Das letzte feststehende Hochgericht in Berlin befand sich bis zum 6. JuU 1842 auf dem heutigen Gartenplatz —.ehedem mit seiner Umgebung eine dürre Sandebene. Hier wurden zuletzt im Jahre 1813 Horst und seine Zuhälterin Delitz auf einem Scheiterhaufen lebendig verbrannt. Hier auch fand die letzte Hinrichtung mit dem Rade am 2. März 1837, und zwar von unten herauf, an der Wittwe Meyer wegen Ermordung ihres Ehemannes statt. Hier endlich wurde im Jahre 1839 die letzte Hinrichtung mit dem Beile an dem Mörder Gurlt voüzogen. (Ferd. Meyer, Die Richtstätten und Criminal-Justizflege in Berlin. „Bär“ III. Berlin 1877, S. 232.) Die spukende „alte Meyem“ ist die hier aufgeführte Gatten-Mörderin.
**) Die feierliche Grundsteinlegung der Sebastiankirche fand durch den Kardinal und Fürstbischof von Breslau, Dr. Kopp am 3. Dezember 1890, die Einweihung im Jahre 1893 statt. Der Grund und Boden der Kirchbaustelle ist im Eigentum der Stadtgemeinde Berlin verbüeben, die katholische Kirchengemeinde hat aber so lange, als das Kirchengebäude besteht, ein superficiarisches Recht auf die Area der Kirche.