Heft 
(1897) 6
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4. (2. ausaerordl.) Versammlung des V. Vereins]ahres.

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Wir wollen uns aber heut desjenigen erfreuen, was uns die mit Lust und Liebe, mit Kunstsinn und Kunstfreundliclikeit geschaffene Ravenesche Sammlung darbietet.

Auf dem älteren Kirchhof der hiesigen französischen reformierten Gemeinde an der Chausseestrasse befindet sich das in Form einer all­seits offenen gotischen Halle ausgestaltete Grabdenkmal des Stifters. Nach der Weise Rauchs in der liegenden Statue Friedrich Wilhelms IIL im Mausoleum zu Charlottenburg aufgefasst, als ausgestreckte bronzene Mantelfigur von, wie ich bezeugen kann, grosser Gesichtsähnlichkeit. Zwei Engelgestalten knieen zu Füssen der Figur rechts und links. Die Patina ist leider fahl graubräunlich und wirkt deshalb nicht günstig. Vorn sind die Worte zu lesen: v

Peter Louis Ravene Nat. X. Febr. MDCCLXXXXII.

Obiit XXXI. Dec. MDCCCLXL

hinten:

Mercatori

Vindici Libertatis Patriae Fautori Artium Liberoruin Pietas.

Beerdigt wurde der Kommerzienrat Peter Louis Ravene hier am 4. Januar 181)2 unter grosser Anteilnahme, man sah im Trauergefolge den Feldmarschall Wrangel, viele Kitter des eisernen Kreuzes, Vertreter der städtischen Behörden und der Kaufmannschaft. Die Leichenrede hielt der Konsistorialrat Fournier.

Bevor ich nun noch weiter auf den Begründer der Gallerie Peter Louis Ravene eingehe, möchte ich noch ein paar Worte über die Ge­schichte der Familie sagen. Die Nachrichten gehen bis 11)83 zurück, als dieselbe nach Aufhebung des Edikts von Nantes, ihrem evangelischen Bekenntnis getreu, die französische Heimat verliess und vertrauend auf des Grossen Kurfürsten Edikt von Potsdam von Metz aus hier ein- wanderte.

Der eigentliche Begründer des Geschäfts war der Bürger Albiet ht Butz er, welcher am 3. Januar 1722 die beiden Hauser tstralauer Sti. 28 und 29 von Gottfried Kayser für 2750 Thaler kaufte und ein Eisen­geschäft darin etablierte, wahrscheinlicher ein bereits bestehendes dort­hin verlegte. Es geht nämlich die Überlieferung in der Familie, dass vor dieser Zeit auf dem Molkenmarkt eine Verkaufsbude bestanden, in der besonders Schustergerätschaften und Schusterleisten feilgeboteu wurden, aus der dann das Eisengeschäft iu der Stralauer-Strasse ent­standen sei. Der erwähnte Albrecht Butzer war verheiratet mit Elisa-

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