Heft 
(1897) 6
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4. (2- ausserordl.) Versammlung des VI. Vereinsjahrea.

betli Holfinger und muss um 1730 gestorben sein, da seine Gattin in den Überlieferungen aus diesem Jahre als Wittwe aufgeführt wird. Sie erwarb die Häuser aus der Nachlassmasse am 5. November 17JO für 1900 Thaler und lünterliess, soweit festzustehen scheint, 2 Sohne. Einer von diesen, Samuel Gottlieb Butzer, verheiratet mit Anna Sophie Hentsch, wird als Butzer senior bezeichnet, setzte das Albreeht Butzersche Ge­schäft fort und hatte eine Tochter Dorothea Elisabeth, geboren den 16. November 1752. Sein Todesjahr stellt nicht fest, doch muss er früh verstorben sein, da das Archiv des Berliner Magistrats den Nachweis liefert, dass seine Wittwe die Häuser aus der Erbschaftsmasse er­worben hat.

In diesem Butzerschen Geschäft nun war der Vater des Begründers der Gallerie Jacob Ravend, geboren den 20. Januar 1751, als Commis thätig; doch sind uns weder über den Tag seines Eintritts noch über seine Stellung und den Umfang jenes Geschäfts Nachrichten überkommen. Er muss indes in dem Hause sehr wohl gelitten gewesen sein, denn er heiratete die durch ihre Liebenswürdigkeit und Schönheit ausgezeichnete Tochter des Hauses, die 23jährige Dorothea Butzer, am 14. De­zember 1775.

Schon vor der Hochzeit, am 27. November 1775, wurde Jacob Ravene Bürger von Berlin, auch Mitglied der französischen Kolonie und, da uns näheres über den Zeitpunkt der Übernahme des Butzerschen Ge­schäfts, welches er unter seinem Namen fortführte, nicht bekannt ge­worden, so müssen wir annehmen, dass solche am 27. November 1775 stattgefunden. Diesen Tag haben wir also als den Tag der Gründung des Handelshauses Jacob Ravend anzusehen.

Über die weitere Entwickelung des Geschäfts berichtet der Ge­heime Kommerzienrat Louis Ravend gelegentlich des hundertjährigen Geschäftsjubilänms laut der mir im Original-Manuskript vorliegenden Rede am 27. November 1875 folgendes:

Unter dem 4. März 1788 wurden meinem Grossvater Jacob Ra­vend laut gerichtlichen Testaments der Wittwe Butzer, die Häuser Stra- lauer Strasse 28 und 29 für 50(10 Thaler zugeschlagen.

Über die mannigfachen Schicksale und Geschicke, welche das Ge­schäft unter der Führung dieses ersten Ravene betroffen haben, ist auch nur wenig vorhanden. Die Artikel, welche geführt wurden, waren haupt­sächlich Eisenwaaren, Stahhvaaren, Nähnadeln und Werkzeuge, welche von Remscheid, Solingen und Schmalkalden per Fuhre bezogen wurden. Auch englische verzinnte Bleche und feine englische Artikel waren nicht ausgeschlossen. Der Bezug der Waaren war damals langsamer und schwieliger, die Umsätze kleiner doch gewinnbringender wie heute. Ich glaube mich zu entsinnen, wie mein seliger Vater mir noch mitgeteilt, dass zu Zeiten auf steyrische und westphälische Stahle, Ambosse und