Heft 
(1897) 6
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4. (2. ausserordl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

besonders nicht in der Zeit der Freiheitskriege, wo drei Söhne meines Grosvaters als freiwillige Jäger mit Auszeichnung im Felde standen, welche alle wohlbehalten, zwei davon mit dem eisernen Kreuz geziert, nach Hause zurückkehrten. Die nach Umständen reichen Unterstützungen, welche der liebende Vater seinen Söhnen im Felde zutliessen liess und die sonstigen harten Kriegslasten mögen einen Teil des bereits Erwor­benen wohl angegriffen haben, doch blieben die Verhältnisse geordnet und gestatteten ihm ein sorgenfreies Alter nach Aufgabe seiner Geschäfte.

Diese letztere erfolgte mit dem 1. Januar 1824 und besagt uns das unter diesem Datum gedruckte, noch vorliegende Umlaufschreiben, dass Jacob Ravene nach bald öOjähriger Thätigkeit das Geschäft seinen Söhnen Peter und Louis, in Verbindung mit seinem Schwiegersohn Carl Wilhelm Meister in Stettin, mit Activis und Passivis übergeben habe. Diese drei Socien zeichneten nunmehrJacob Ravenö Söhne; Peter Louis Ravend, mein Vater, übersiedelte jedoch erst von Stettin nach hier und übernahm die persönliche Leitung in Berlin erst am Ul. April 1824, wo es seine erste Disposition war, die beiden einzelnen kleinen Häuser Stralauer Strasse 28 und 29, zu einem Ganzen vereinigt, umzubauen, welches in diesem Zustande bis 1861 verblieb und auch jetzt nur in der Fatjade und Ladeneinrichtung eine Änderung erlitten hat.

Peter Louis Ravend ein Selfmademan im besten Sinne, pflegte seine Jugenderlebnisse gern und in launiger Weise zu erzählen.*) Er war bei dem Juwelier und Goldschmied Krienitz, welcher am Hausvoigtei­platz, nahe dem jetzigen Durchgang zur Taubenstrasse, wohnte, in die Lehre gegeben, woselbst er seiner Frau Meisterin die Stiefel putzen, Wasser holen und dergleichen häusliche Verrichtungen ausüben musste. Eine fernere Aufgabe war es für ihn auch, diese etwas starke Dame des Morgens fest einzuschnüren, wobei er seine Kräfte anzustrengen hatte- Es mag ihm doch nicht sonderlich gefallen haben, denn noch ehe die Lehre gänzlich beendet, folgte auch er dem Rufe, für das Vaterland und erhielt für bewiesene Bravour, wie sein ältester Bruder Peter**) als frei-

*) Auch die nachfolgenden Angaben habe ich teils dem mir von Herrn Louis Ravend gtitigst zur Verfügung gestellten Manuskript der Festrede seines Vaters beim 100jährigen Geschäftjubiläum am 27. November 1875, teils meinen persönlichen Familien Erinnerungen, die bis etwa 1847 zurtickreichen, entnommen. E. Fr.

**) Dieser Peter Carl Jacob Ravend, geb. 28. Dember 1777, hatte die Handlung bei dem Kauf- und Handels-Herrn Friedrich Gottfried Nitze hierselbst erlernt und seine Lehre am 3. Oktober 1798, wie der noch vorhandene Lehrbrief ausspricht, vollendet. Später machte Peter den Befreiungskrieg als Freiwilliger im Detachement der frei­willigen Jäger des Brandenburgischen Kürassier-Regiments, wo er die Charge eines Wachtmeisters bekleidete, mit, diente mit Auszeichnung und erwarb im Gefecht beim Deberfall von Schleusingen das eiserne Kreuz. Es ist ferner von ihm bekannt, dass er in der Festung Magdeburg, woselbst er sieb als Handlungskommis eingeschlichen, wert volle Rekognoszierungsdienste leistete.