Heft 
(1897) 6
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g 4 4. (2. ausserordtl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

wähnte älteste Sohn, nachdem er früher bereits die Procura hatte, Associä des Hauses.

Der Begründer der Gallerie Peter Louis Ravenü war mit Recht eine volkstümliche Person in Berlin. Seine Förderung der vaterländischen Industrie, das lebhafte Interesse, welches er seinem Vaterlande und Berlin entgegenbrachte, sein grosser Wohlthätigkeitssinn trugen dazu bei. Als Freimaurer war er ein eifriges Mitglied der hiesigen Loge Royal York, welcher er viele Wohlthaten erwiesen hat. Sein Temperament war das eines Franzosen, leicht entzündlich, phantasievoll, neben aller Geschäfts- klngheit und sicherer kaufmännischer Berechnung. Einige Jahre vor seinem Tode kamen hierselbst, von den Vereinigten Staaten übernommen, die spiritischen Experimente in Aufnahme, damals als tierischer Magne­tismus bezeichnet. Es waren das die ersten unklaren Versuche, Wahres mit vielem Abenteuerlichen vermischt, aus denen sich jetzt hauptsäch­lich infolge der Experimental-Vorträge und -Reisen des im vorigen Jahr in traurigen Verhältnissen zu Altona verstorbenen dänischen Magnetiseur Hansen als positiveres Ergebnis die Hypnose und die verschiedenen Formen der Suggestion herausgemausert haben. Der Kommerzienrat Ravenä war ein ebenso eifriger Anhänger dieser Richtung, wie sein skeptischer Sohn ein Feind derselben. Es war allgemein bekannt, dass Peter Ravene Somnambiilen und andereMedien in seinem Hause expe­rimentieren liess. Ich habe das überirdischen Mächten, Geistern, zuge­schriebeneTischrücken, welches in dem Hause Wallstrasse IM) eifrig geübt wurde, selbst als Jüngling aktiv mitgemacht. Peter Ravenä hielt sich einen eigenen Magnetiseur, den früheren Photographen Kuhn, dessen Weissagungen er blindlings zu vertrauen schien. Kuhn wollte durch ein magnetisches Medium ermittelt haben, sein Mäcen werde das Jahr 1861 nicht überleben. Das war uns, die wir in dem Ravenäschen Hause ver­kehrten, allgemein bekannt, denn der seit 1860 schwer leidende alte Herr hatte das öfters geäussert. Als er am 31. Dezember 1861 starb, also die Prophezeiung Kuhns bestätigte, war man auf diesen sehr un­gehalten, als wenn er durch seine Prophezeiung das Leben des ihm un­bedingt vertrauenden Herrn verkürzt hätte. Heute würde man sagen, K. habe ihm das Todesjahr derartigsuggeriert, dass er infolge dieser Suggestion sich selbst den Lebensfaden zerschnitten.

Bei Ravenes einfachem Sinn war ihm alles Prahlen, alle Aufge­blasenheit zuwider. Ich entsinne mich, dass er, als er zufällig bemerkte, wie ein jüngerer Handlungslehrling sich weigerte, einer Dame ein ge­kauftes Plätteisen nach der Droschke hinunterzutragen, zur Beschämung des jungen Menschen das Plätteisen selber nahm und der Dame nach­trug. Ich hatte als Student im Jahre 1858 vom August ab bis Oktober meine erste Reise nach Italien unternommen, die mich bis Rom führte. Einer der Söhne des Chefs, Gustav, hatte seinem Vater erzählt, dass ich