Heft 
(1897) 6
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4. (2. ausserordl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

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durch erhabene dünne Metallstreifen ausgespart und dann mit der Schmelzmasse gefüllt werden, wurde von Louis Ravend sen. eitrigst oussiert. Hier galt es, nicht allein blosse Nippes zu schaffen, sondern virklicheGebrauchsgegenstände, als Griffe von Messern und Gabeln, Spiegel- ahmen, Tabaksdosen, Bonbonnieren und vielerlei andere Dinge mit Zellen­mail- oder Grubenschmelz-Arbeit ausznstatten. In wie vielseitiger und ollendeter Weise dies erreicht wurde, davon legte ein Verkaufslager in er Passage, Ecke der Strasse Unter den Linden, viele Jahre hindurch eugnis ab. Grosser kaufmännischer Gewinn wurde dabei, das gestand jouis Ravend sen. selbst ein, nicht erzielt. Das war aber auch garnicht ie Absicht. Jedenfalls sind diese Bemühungen nicht auf tauben Boden efallen, im Gegenteil ist seitdem die Emailierkunst hierselbst, Dank der rsten Anregung unseres Ravend, ausserordentlich erblüht und beschäf- igt viele fleissige Hände. Nicht minder war Louis Ravend sen. im nteresse der Herstellung und Einführung einer bemalten weichen Töpfer- .vaare in der Art der italienischen Fayence mit der leuchtenden Farbenpracht der Fabriken des Quattrocento und Cinquecento zu Faenza, esaro, Urbino pp. in Berlin eifrig thätig und in seinem eigenen Zimmer tand eine hierauf bezügliche kleine Muffel zum Probebrennen.

Infolge seiner Fachkenntnis in der Metallbranche und im Kunst- Gewerbe, sowie wegen seines weiten kaufmännischen Blickes zog ihn die ieichs- und Preussische Staatsregierung gern als Sachverständigen zu ate; in dieser Weise stand er der deutschen Industrie auf der Pariser Veitausstellung 1867 und auf der Wiener Weltausstellung 1873 fördernd ur Seite.

In den Rheinlanden verherrlicht die noch jetzt im Besitz der Familie befindliche, im altdeutschen Stile treffliehst hergestellte Burg Cochem in der Mosel den Raveneschen Namen. Schöne gärtnerische Anlagen chmücken die alte Ritterveste. Damit komme ich noch auf eine neue ler im besten Sinne nobeln Passionen des Geheimrat Ravene.

Auch der schönen Gartenkunst, sicherlich auch einem Teil der 'dien Künste, wie der Altmeister Fürst Pückler-Muskau jeder Zeit behauptet hatte, widmete Louis Ravern 5 sen. seine besondere Aufmerk- amkeit. Ich hatte die Ehre, mehrere Jahre der städtischen Park- uid Gartendeputation anzugehören, zur Zeit da der Genannte Bürger- deputirter dieser Verwaltungsstelle war, und ich entsinne mich lebhaft dei schönen mit Gemälden von Paul Meyerheim geschmückten Ravene­schen Villa in der Werft-Strasse, Ecke der Lüneburger Strasse und nahe der Stadtbahn. Um die Villa herum waren schöne Blumenanlagen, insbesondere ein prächtiges Palmenhaus mit auserlesenen Exemplaren. , e | e * nein Frühstück, welches Ravend den Mitgliedern der Park-Depn- ation, hervorragenden Botanikern nnd Gartenkünstlern gab, zeigte der ohn des berühmten Historienmalers Theodor Hildebrandt, der Afrika-