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4. (2. aasserordl.') Versammlung des VT. Vereinsjahres.
reisende, Botaniker und Gartenkünstler Hildebrandt, der später auf einer Forschungsreise in Antananarivo, der Hauptstadt der Insel Madagaskar, einer Tropenkrankheit erlag, eine Palme vor, deren Species, ja selbst das Genus noch unbekannt war und die er Herrn Ravene dedizierte. Es ging nun unter den Anwesenden die Frage um, wie man diese neue Palme benamsen solle. Ich meldete mich zum Wort und schlug die Benennung Ravenea Hildebrandti vor. Dies fand allgemeinen Beifall, der Täufling wurde gebührend mit Sekt „begossen“ und hat wirklich in der Botanik diesen Namen erhalteu. Das fragliche Exemplar steht, wie ich mich noch unlängst überzeugte, als hervorragende botanische Seltenheit im grossen Gewächshause des jetzigen Botanischen Gartens an der Potsdamer Strasse und wird hoffentlich die Übersiedelung nach dem neuen Palmenhause in dem nach Dahlem-Steglitz verlegten Botanischen Garten gut überstellen.
Die väterliche Gallerie überkam Louis Ravenä sen. wie ich in dem hiermit vorgelegten „Verzeichnis der Gemälde-Sammlung von Peter Louis Ravenä in Berlin. Gedruckt bei Julius Sittenfeld 1860“ ersehe, aus 148 Nummern bestehend. Er hat dieselbe wie seinen Augapfel gehütet und gelegentlich vermehrt. Dieser Katalog hat einen besondern Wert, weil er vergriffen ist und, wie es scheint, vorläufig nicht die Absicht besteht, ein neues Verzeichnis anfertigen zu lassen, zumal die Bilder zur Orientierung des Beschauers mit den Künstlernamen ausgestattet sind. Gegenwärtig enthält die Gallerie gegen 200, an Aquarellen gegen 100 Nummern, zu denen noch zwei Marmorbüsten kommen, von denen die eine den Begründer der Gallerie, die andere den Sohn, den am “28. Mai 1870 verstorbenen Geheimen Kommerzienrat und österreichisch-ungarischen General-Konsul Louis Ravene darstellt. Beide Büsten sind nach dem Tode der beiden Dargestellten von dem jetzt verstorbenen Bildhauer Professor Heinr. Hoffmeister modelliert. Es sind Werke, die sich durch feine Charakteristik auszeichnen und zu den besten Leistungen des Künstlers auf dem Gebiete der Porträtplastik gehören. In voller Figur sitzend, aus weissem Marmor gebildet, sehen wir die Gestalt Louis Ravenäs über seinem Grabmal, das uns sofort in die Augen fällt, sobald wir den bereits genannten französisch-reformierten Kirchhof vor dem Oranienburger Thore betreten. Die sprechend ähnliche Statue ist von einer halbrunden Nische, welche mit poliertem dunkeln schwedischen Granit verblendet ist, umgeben. Da die Nische der Witterung sehr preisgegeben scheint, so haben die an derselben angebrachten Wandmalereien bereits stark gelitten und wäre es zu wünschen, dass sie durch venezianisches Glasmosaik ersetzt würden.
Dem jetzigen Besitzer Kaufmann und Rittergutsbesitzer Louis Ravene, geboren am 13. Dezember 1855, vermählt seit dem 4. Januar 1888 mit dem am 6. Febrrar 1868 geborenen Fräulein Martha
