74 . 4. (2. auaaerordJ.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
zeugenden, braungrünen Wassertön der Nordsee glücklich gefunden. Koekkoek, dessen gediiftelte, geleckte Art noch heute Liebhaber findet, bietet auch hier in zwei Landschaften nicht gerade erfi euliches; und ebenso wirken die drei Winterland.schäften seines Nachahmers Cail Hilgers (Düsseldorf) unruhig, weil man den alles ausgleichenden Luttton vermisst ... Zu den Perlen der Gallerie gehören aber die beiden grossen Bilder (Saal III) des berühmten Fontainebleauers Troyon „Rinder“ und „Hunde“ in einer Landschaft. Andere treffliche ältere Tierstücke sind von Verboekhoven, V. Dnpre (Kühe), ßrendel (Achate), Schmitson („Transport ungarischer Mutterstuten, Saal III), 0. Stetteck (Hundepaar) u. a. vorhanden.
Von der „jungen“ Kunst, soweit sie in diesen Räumen vertreten ist, überhaupt zu reden, erscheint manchem gewiss als ein Widerspruch, wenn man da an der Spitze altbekannte Namen wie Ad. Menzel, Meissonnier, Alfr. Stevens, Ad. Schreyer, Hokelmann u. a. nennen muss. Es sind die konsequenten Realisten, die von vorn herein eine scharfe Gegenstellung zu den alten Richtungen einnahmen und sich auch andererseits nicht von den alten Holländern tragen Hessen. Allerdings setzt sich diese Gruppe von Malern aus ziemlich verschiedenartigen Elementen zusammen: Menzel und Meissonnier zeigen in ihren Gemälden hier einen mit dem Kostüm des 18. Jahrhunderts verbrämten Realismus. Aber sowohl auf dem zierlichen Rokokobildchen des Franzosen, wie auf Menzels Tableau „Friedrich der Grosse auf Reisen“ erscheint alles Kostümliche wie unter der Lupe studiert; verständlich ist daher der Ausspruch Böcklins, der Ad. Menzel einen „Gelehrten“ genannt hat. Der Menzelschüler Fritz Werner schliesst sich seinem unerreichten Vorbild mit zwei altpreussischen Gardefiguren, im Duodezformat gemalt, an. Aber vor allem muss jedem Besucher im 111. Saal die „Husarenattacke“ des genialen Ad. Schreyer, Frankfurt a. M., 1854 entstanden, imponieren. Statt Courbet, der in der Gallerie fehlt, spielt wenigstens Alfr. Stevens, der aus Brüssel stammte, den einstigen Pariser Realisten per excellence; sein Gemälde, ein feines Gesellschaftsstück „Die Visite“ muss mit allen Ehren genannt werden.
Was in dieser reichhaltigen Berliner Sammlung noch sonst aus künstlerischen und gegenständlichen Gründen bemerkenswert erscheint, kann ich leider nicht mehr einzeln betrachten. Nur drei bis vier Sachen empfehlen sich von selbst zur besonderen Hervorhebung. Die eine Leinwand im II. Saale ihres kolossalen Umfangs wegen, nämlich Hugo Vogels ziemlich leer und kalt wirkende Allegorie: „Die Industrie im
Schutze der deutschen Wehrkraft“, auf der man u. a. ganz links das Bildnis des Geh. Baurats H. Ende sieht. Mehr malerische Qualitäten besitzt doch immerhin desselben Meisters „Messe in der Brüsseler Gudnla- Kathedrale“ im letzten Saale. Dann erwähne ich hier unseres Kaisers