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5. (3. ausserordl.) Versammlung des VI. Vereinsjabres.
Mit dem 16. August 1813 war der Waffenstillstand zwischeu Napoleon und den Verbündeten abgelaufen, und der Marschall Oudiuot hatte den Auftrag erhalten, gegen Berlin vorzugehen. Er war mit drei Kolonnen in der Gesamtstärke von 75(XX) Mann am 22. August am Rande des Teltow-Plateaus angekommen, wohin die Verbündeten nach kleinen Gefechten sich allmählich zurückgezogen hatten. Der Oberbefehlshaber war hier der Kronprinz von Schweden, der 100000 Mann unter seinem Befehl hatte, er hatte beschlossen, bis Berlin zurückzugehen, dem aber widersetzte sich Bülow, indem er sagte: „Unsere Gebeine sollen diesseits Berlin bleichen, nicht jenseits der Spree - “
Der Feind hatte für den 23. eine Vereinigung seiner Streitkräfte bei Grossbeerenzu einem gemeinsamen Vormarsch auf Berlin beschlossen. Die Verbündeten standen in einem Halbkreis von Heinersdorf über Ruhlsdorf bis Gütergotz. In Heinersdorf waren die Preussen unter Bülow, in Ruhlsdorf die Schweden und in Gütergotz die Russen.
Am 23. früh hatten Preussische Vorposten den Südausgang des Dorfes und die benachbarten Geländeabschnitte — darunter die Anhöhe, auf der wir standen, mit vier Geschützen — besetzt. Der Feind — allerdings nur die mittlere Kolonne, das Korps des Generals Reynier — entwickelte sich hiergegen aus dem Genshagener Walde heraus, so dass die Vorpostenstellung aufgegeben werden musste.
Nun besetzte der Feind das Dorf und die Höhe. Es war nachmittags 5 Uhr geworden; der General Reynier hielt den Kampf für beendet und ordnete das Bivak an. Da seine Kolonne am weitesten vorgedrungen war, so warnten ihn seine Offiziere; er aber erwiderte ihnen, „sie werden nicht kommen.“
Bülow aber hatte den Angriff beschlossen. Mit 36 Geschützen eröffnet» er von der Niederung zwischen Heinersdorf und Kl.-Beeren aus auf 1800 Schritt das Feuer auf die 38 feindlichen Geschütze, welche das Dorf und die Höhe besetzt hatten. Der Kampf begann um 6 Uhr abends unter strömendem Regen, und allmählich wurden die Geschütze beiderseits bis auf 60 verstärkt. Sobald die Überlegenheit im Geschützfeuer erreicht war, befahl General von Bülow den Sturm. Zuerst wurde der Nordausgang von Gr.-Beeren erobert. Pis kam auf dem Kirchhofe zu einem blutigen Handgemenge mit Kolben und Bajonett. Bald war das Dorf genommen und der P'eind zum Südausgang hinausgedrängt. Ebenso waren die Preussen aut dem Windmühlenberge siegreich. Infolge dessen zog sich der Kampf weiter nach Süden hin auf das freie Feld zwischen der Chaussee und dem Dorfe, und hier kam es abermals zu einem scharfen Handgemenge mit Bajonett und Kolben, bis die feindliche Armee sich wieder in den Genshagener Wald zuriickzog.
Mit Einbruch der Dunkelheit hatte der Kampf aufgehört, die siegreichen Preussen lagerten in und um Gr.-Beeren und schickten sich zum Bivak an.