Heft 
(1897) 6
Seite
77
Einzelbild herunterladen

5. (3. ausnerordl.) Versammlung des YI. Vereinsjahres.

I (

Als die Nacht schon völlig hereingebroohen war, sollte es noch einmal zum Kampfe kommen. Von Südwesten her ritten feindliche Kavalleriemassen gegen Gr.-Beeren vor. Sie wurden von preussischen Heitern an zwei Stellen in der Flanke angegriffen, und 15U0 bis 2000 Pferde stürmten in die dunkle Nacht hinein. Von den Feinden fanden nur wenige den Rückweg, die meisten wurden niedergehauen und ge­fangen, die letzten erst in der Umgegend von Zehlendorf.

Es hatten sich hier im Kampfe gegenüber gestanden auf Seiten des Feindes lölKXJ Sachsen undöOOO Franzosen und auf der Seite der Preussen 8(HXX) Maun und 84 Geschütze. Der Verlust an Toten und Verwundeten betrug auf preussischer Seite 1100 Mann und auf Seite der Feinde 8000 Mann. Dazu kamen zahlreiche Munitionswagen und 14 Geschütze.

Das Dorf war arg mitgenommen worden, kaum ein Haus oder Gebäude gab es, in dem nicht Kugeln steckten. Einige waren in Flammen aufgegangen, obgleich der Regen die völlige Einäscherung verhindert hatte. Noch heute zieren die Kugeln die Spitzen der Thorpfeiler und die Giebel der Häuser.

Die Berliner hatten in banger Sorge den Ausgang des Tages er­wartet. Nach dem Eintreffen der Siegesnachricht brachen sie in Scharen auf mit Speise und Trank für die Gesunden und Verwundeten.

Der Vortrag des Herrn Pastors war mit grossem Beifall aufge­nommen worden, und es wurde beschlossen, noch einen Abstecher zu dem in südlicher Richtung sichtbaren Standrohr der Rieselleitung zu unternehmen. Herr Direktor Giese und Herr Inspektor Bugge hatten bereitwilligst die Führung und Erklärung zugesagt.

An den Hauptabzweigungsstellen des Röhrensystems, gewöhnlich beherrschenden Terrainpunkten, ist ein offenes Standrohr von gleichem Durchmesser wie das Druckrohr eingeschaltet, um der Druckleitung als Sicherheitsventil zu dienen, und um die Menge des unterzubringenden Druckwassers erkennbar zu machen. Letzteres geschieht durch bei Tage und bei Nacht deutlich sichtbare Marken. Am Fusse des Standrohres gab Herr Inspektor Bugge über den Betrieb und die Bewirtschaftung der Rieselfelder interessante Details. Es werden beständig Versuche gemacht, um passende Kulturpflanzen zu finden, die sich für die eigen­artige Bewirtschaftung eignen. Die schönsten Erträge z. B. geben Gras­kulturen, denn die Rieselwiesen können siebenmal geschnitten werden.

Hierauf begab man sich zum Gensertsclxen Gasthause, wo der Kaft'ee eingenommen wurde.

Nach der Kaffeepause fand nun die Besichtigung der Kirche statt. Die Dorfstrasse ist mit prächtigen Kastanienbäumen dicht bepflanzt, die in voller Blütenpracht standen. Das Gotteshaus steht in der Mitte des alten Kirchhofs, auf dem sich auch das Denkmal befindet, das etwas an das Kreuzbergdenkmal erinnert; an den Seiten ist es von zwei aus­rangierten Geschützen flankiert.