Heft 
(1897) 6
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A. Parisras, Die Kirche in Gross-Beeren.

eine grössere Reparatur gehandelt haben. Pastor Schulze nämlich, der die Ruine der alten Kirche noch Jahre lang vor Augen gehabt hat, denn er war seit 1812 hier Pastor, schreibt in seinen Aufzeichnungen gelegent­lich des Kirchenbaues, dass die alte Kirche aus Feldsteinen erbaut ge­wesen sei. Dieser Umstand lässt den Schluss auf ein viel höheres Alter zu, also auf ein solches, wie das der Kirchen von Klein-Heeren und Heinersdorf, deren Grundmauern wohl bis auf das 18. Jahrhundert zurückweisen. Um 1508 baute man die Kirchen hier zu Lande meist aus Backsteinen, wie Ihnen die von Klein-Machnow zeigt. Unser ältestes Kirchensiegel, welches die Ruine der alten Kirche zeigt, giebt kein deut­liches Bild mehr.

Die alte Kirche war eine der ersten im Lande, welche auf Grund der Teltower Einung im April 1589 der lutherischen Lehre geöffnet wurde. Hans und Christoph von Beeren, die damaligen Besitzer von Gross-Beeren, gehörten ersterer ausdrücklich als auf Gross-Beeren wohnhaft bezeichnet zu den Unterzeichnern jenes denkwürdigen Aktenstücks.

Jene alte Kirche, mag sie nun 1508 neu erbaut oder nur umgebaut worden sein, hat auch den dreissigjährigen Krieg überdauert. Als der grosse Kurfürst im Jahre 1575 die Verwüstungen der schwedischen Invasion untersuchte, fand er die Kirche zwar nicht zerstört, aber ver­wüstet und vernachlässigt, das Pfarrgehöft niedergebrannt. Ob das durch die schwedische Invasion geschehen ist, ist jedoch nach dem Folgenden sehr zweifelhaft. Der Kurfürst fand, so wird erzählt, auf dem Kirchhof den Küster und fragte ihn nach dem Namen des Dorfes, Patrons und Predigers. Da hörte er, dass seit 8 Jahren kein Prediger im Orte sei, da das Pfarrhaus abgebrannt und Patron und Gemeinde zu arm seien, es wieder aufzubauen. Da sprach der Kurfürst, wofern der Patron nicht bauen wollte, wolle er selbst bauen. Bis 1676 war durch das Eingreifen des Kurfürsten alles in Ordnung und in Johann Heyde aus Cöpenick ein neuer Pfarrer gewonnen. Dessen Nachfolger wurde 1706 Mag. Blume aus Helmstedt, welcher bis 1751 im Amte war und 1752 in dem schon erwähnten J. G. Z. Kortum aus Aschersleben einen Nachfolger erhielt. Dieser hat den Untergang der alten Kirche mit erlebt.

Schon 1757 war auf dem Streifzuge des österreichischen Generals Iladdick gegen Berlin unser Dorf von den Österreichern wohl be­sonders Kroaten geplündert, aber es war noch einigermassen glimpflich davon gekommen. Schlimmer wurde es am 9. Oktober 1750 in der Aacht zum 10. Oktober. Es war die Zeit der schwersten Bedrängnis Fiiedrichs des Grossen im siebenjährigen Kriege. Der russische General Tottleben rückte gegen Berlin vor und nahm es nach einer heftigen Beschiessung trotz der heldenmütigen Gegenwehr eines Häufleins tapferer