Heft 
(1897) 6
Seite
83
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A. Parisius, Die Kirche in Gross-Beeren.

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Preussen ein. Österreicher und Sachsen kamen dazu. In diesen Tagen wurde der ganze Teltower Kreis von einer Flut von Kosaken und anderer irregulären Truppen überschwemmt. Diese hausten, wohin sie kamen, in der rohesten Weise. Auch hierher kam eine Streifpartie. In Klein- Beeren hatten sie die Kirche nur ausgeplündert, die samtene Altar­bekleidung und andere Kostbarkeiten geraubt. Hier zündeten sie die Kirche an und hinderten jeden Löschversuch. So ergriff die auflodernde Flamme auch das Pfarrhaus, die damals dicht neben der Kirche stehende Schule und die nächsten Bauerngehötte. Das ganze Kirchen- und Pfarr- inventar, auch sämtliche Kirchenbücher und Akten, auch die grosse Privatbibliothek des Pfarrers Kortum wurden ein Raub der Flamme. Übrigens begnügten sich die Feinde nicht mit Raub und Brand, es kam ihnen auch auf Mord und Totschlag nicht an. So. schossen sie den hiesigen Bauer Sitzke, den sie als Wegweiser mitgenommen hatten, einfach nieder. Einen alten Mann, den alten Wendland was er eigentlich gewesen, ergiebt sich aus dem Kirchenbuch nicht miss­handelten siederartig mit Kantschuhhieben, dass er nach etwa 14 Tagen starb. Pastor Kortum erzählt auch von einem seiner Amtsbrüder, der ebenfalls infolge von Misshandlungen der Russen starb. Ein livländischer Offizier, der ihn im Sterben fand, sprach seine Verwunderung darüber aus, dass er nicht geflüchtet sei, und äusserte, dass sie von ihrer Kaiserin Elisabeth Befehl hätten, alles zu verwüsten,in preussischen Landen nichts als Luft und Erde zu lassen. Übrigens ist u. a. damals das Dorf Schöneberg gänzlich eingeäschert. Hier scheint sich die Verheerung durch Feuer auf die Kirche und die genannten Gehöfte der Umgebung beschränkt zu haben. Die Geschädigten mussten wohl ihre erlittenen Verluste berechnen, erhielten aber, wie Kortum schreibt, von Staatswegen keine Entschädigungen. Wahrscheinlich benutzte der König jene auch anderwärts aufgestellten Berechnungen nur, um beim Friedensschluss mit Österreich und Sachsen die Laudesschäden festzustellen. Dabei werden wohl die von ihm in österreichischen und sächsischen Landen verursachten Schäden ihnen gleich gekommen und so die Rechnung auf­gegangen sein. Dagegen wurde durch Privatwohlthätigkeit etwas gesorgt. Man sammelte in den nicht vom Kriege umnittelbar berührten Gegenden für die Geschädigten, aber allzuviel wirds nicht geworden sein.

Das Pfarrhaus wurde bald wieder aufgebaut, aber die Kirche, von der nach dem erwähnten ältesten Kirchensiegel nur die massiven Um­fassungsmauern stehen geblieben waren, wieder aufzubauen, scheint es gänzlich an Mitteln gefehlt zu haben. Die Glocken waren beim Brande geschmolzen und in die Asche geflossen. Man suchte das Glockengut mühsam zusammen und liess mit Hilfe eines kleinen nach dem Kriege geretteten Kapitals von etwa 80 Thalern zwei neue Glocken daraus giessen, die man in einem Holzgerüst neben der Kirchenruine aufhing.