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6 (4. ausserord.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
6. (4. ausserord.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
Mittwoch, den 16. Juni 1897, nachmittags 4 l 3 Uhr
im Museum des Königlichen Botanischen Gartens.
Herr Geheimrat Friedei eröffnete die Sitzung im Hörsaal des Botanischen Museums und führte aus, dass es die Aufgabe unserer Gesellschaft sei, im Winter mehr die kulturgeschichtliche und im Sommer die naturgeschichtliche Seite der Heimatkunde zu pflegen. Alsdann besprach er kurz die neuen Pläne betreffend die Verlegung und Umgestaltung des Gartens. An der Hand eines Planes zeigte er, wie breit das Stück ist, welches durch die geplante Bebauung im Kücken und an den Seiten dem Garten entzogen werden soll. Längs der Pallasstrasse, der Elssholzstrasse und der Grunewaldstrasse sind Häuserreihen geplant, welche mit der einen Front auf die genannten Strassen und mit der anderen nach dem Garten gehen. Durch eine solche Anlage würde ein Hufeisen entstehen, welches seine offene Seite der Potsdamerstrasse zukehrt und das eine freie Fläche einscidiesst, die dreimal so gross ist als der Königsplatz.
An diese Ausführungen schloss sich ein Vortrag des Herrn Professor Dr. Ascherson, unseres verehrten Ehrenmitgliedes, über die Geschichte des Gartens und des Museums. Diesem anregenden Vortrage, welcher auf die eingehende, gründliche Arbeit von Professor Urban, dem jetzigen Unterdirektor des Gartens'?), liezug nahm, entnehmen wir die wichtigsten Daten und weisen dabei gleichzeitig auf den Vortrag des Herrn Professor Dr. Müllenhoff * **) hin. Die Gründung des Gartens fällt wohl in das Jahr 1679, und der Schöpfer desselben ist Friedrich Wilhelm, der Grosse Kurfürst. Drei seiner Arzte, Elssholz, Panckow und Mentzel, waren als botanische Schriftsteller thätig gewesen. Der gärtnerische Leiter war der Holsteiner Michelmann, dessen Sohn und Enkel bis zum Jahre 1751 im Garten thätig waren. Unter Gundels- heimers Verwaltung hob sich der Garteu, er starb 1715; im Jahre 1744 erhielt Gleditsch die Aufsicht über den Garten. Im IS. Jahrhundert war es zuerst das mangelhafte Interesse des Soldatenkönigs für den Garten, alsdann die Drangsale der schlesischen Kriege, welche dem Garten schadeten. Er war durch Friedrich Wilhelm I. der Königlichen
*> Eiclller > Jahrbuch des Kgl. Botan. Gartens und Museums I ('1881), 8. 1—164, u. II.
**) Die Geschichte des Botanischen Gartens. Mtsbl. Jahrg. IV, 8. 302.