Heft 
(1897) 6
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ft. (4. auaserord.) Versammlung des VT. Vereinsjahres.

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Akademie unterstellt worden und dieser fehlten die Mittel zu einem energischen Vorgehen. Erst als mit der Gründung der Universität Berlin 1809 die Verwaltung des Gartens der Akademie abgenommen und der Garten direkt dem Ministerium unterstellt wurde, wurden reichere Mittel flüssig. Im Jahre 1801 übernahm Willdenow die Verwaltung, auf ihn folgten 1812 Link, 1851 Alexander Braun, 1878 Eichler und 1889 Herr Geheimrat Engler, der zeitige Direktor. Unter den Leitern der gärtne­rischen Angelegenheiten sind zu nennen: Otto und Bouchö, welche nach­einander den grössten Teil des Jahrhunderts hindurch (18051881) dem Garten ihre Kräfte widmeten.

Das Botanische Museum wurde 1818 gegründet, es hiess bis zum Jahre 1879 Königliches Herbarium und war untergebracht in der Potsdamerstrasse gegenüber dem Eingänge zum Garten, später in der Universität und in einem Privathause der Friedrichstrasse. Im März 1880 erfolgte die Überführung der Sammlung in das heutige Gebäude. Unter den früheren Leitern desselben sind zu nennen von Schlechtendal, von Chamisso, Klotzsch und von Haustein. Gegenwärtig ist Herr Professor Dr. Garcke erster Kustos desselben.

Auf diese Vorträge folgte der Kundgang durch den Garten und (fie Palmhiiuser. Hierbei übernahm zuerst Herr Kustos Dr. Gürke die Führung. Schon auf dem Korridor und im Treppenhause trifft man Sammlungsgegenstände. Wir erwähnen hier das Blatt einer Raphia- palme, das 20 m Länge erreichen kann. An der Wand des Treppen­hauses sind zahlreiche merkwürdige Wachstumserscheinungen ein­heimischer Hölzer erläuternde Gegenstände befestigt, z. B. Knollen, Verwachsungen, Uberwallungen, Querschnitte von Stämmen u. a. m.

Im ersten Stockwerk ist das Herbarium untergebracht, dasselbe ist nächst dem in Kew bei London befindlichen das bedeutendste der Welt und hat besonders in den letzten Jahren ausserordentlich an Um­fang zugenommen, sodass es jetzt für einzelne Gebiete, wie für das tropische Afrika und auch wohl für das tropische Amerika, das Kew- Ilerbarium übertrifft. Die Pflanzen sind, nachdem sie durch eine Lösung von Quecksilbersublimat gegen die Angriffe der Insekten gesichert wurden, mit Papierstreifen auf je einen halben Bogen Papier befestigt. Die einer Art ungehörigen Exemplare befinden sich in Umschlagsbögen und sind dann zu Mappen vereinigt, welche in Glasschränken liegend auf bewahrt werden. Ausser diesemGeneralherbar wird noch gesondert auf bewahrt das durch seinen Reichtum an Originalexemplaren ausserordentlich wert­volle Willdenowsche Herbar. Wir haben dem Herbarium keinen Besuch abgestattet, da für uns dort wenig zu lernen war. Durch den Platz­mangel, der sich schon seit Jahren bemerkbar macht, ist man genötigt worden, in diesen Räumen Arbeitsplätze für die hier thätigen Beamten und Forscher einzurichten.