A. Parisius, Pie Kirche in Gross-Beeren.
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nov 1818 ist die Einfahrt zur Pfarre ganz eng und es stehen vor dem Kirchhof 3 Gebäude: ein Tagelölinerhaus gegenüber dem Gut, dann die Schule und der Küsterstall. Zwischen Tagelöhnerhaus und Schule geht’s zum Kirchhof, zwischen Schule und Küsterstall zur Pfarre. Die Gebäude wurden weggerissen und der Platz der beiden Häuser zum Kirchhof, der des Stalles zur Einfahrt nach der Pfarre geschlagen. Hinter der Kirche (Nordseite) waren die Reste einer Kirchhofsmauer, die ebenfalls nun weggeräumt wurden. Darauf umzäunte man den ganzen Platz einschliesslich des Denkmals, wie es noch jetzt ist.
Der nördliche Kreuzarm der Kirche war bis vor kurzem vom gottesdienstlichen Raum durch eine Bretterwand getrennt und bildete die Sakristei. Von ihr aus führte eine Treppe auf die in der Mitte davor stehende Kanzel. Bei der vorjährigen Reparatur ist jene Bretterwand gefallen und der Kreuzarm in den gottesdienstlichen Raum hineingezogen. Nun erst wird derselbe seiner ursprünglichen Anlage gerecht und gewährt einen harmonischen Eindruck, den die künstlerische Ausmalung durch einen bewährten Dekorationsmaler vollendet. — Die Kanzel hat infolge dieser Veränderung ihren jetzigen Platz erhalten.
Doch icli breche ab. Sie sehen, wie eng die Geschichte unserer Kirche mit der des Dorfes selbst, ja mit der des Vaterlandes verknüpft st. Bei dem denkwürdigen Übergänge des Landes zur Reformation ist die alte Kirche der ersten eine, in welche die evangelische Lehre einzieht. Und die beiden grossen Entscheidungskämpfe um Preussens Existenz, der siebenjährige Krieg und die Befreiungskriege sind auch die Wendepunkte der Geschichte unserer Kirche. In der dunkelsten
Zeit des siebenjährigen Krieges, als alles verloren schien, sinkt die alte Kirche in Trümmer und Asche, die gewaltige Erhebung des Jahres 1813 feiert an ihrer Ruine ihren ersten Triumph und wird dadurch zum Anlass, dass sie in neuer schönerer Gestalt sich aus der Asche erhebt.
Sie steht vor uns als ein augenscheinlicher Thatbeweis, mit welchem Ernst die Edelsten und Besten unseres Volkes 1813 in den Kampf um die Existenz des Vaterlandes zogen, und nach errungenem Sieg dem die Ehre gaben, der mit uns war. So ist sie selbst im Verein mit dem Denkmal für die hier gefallenen Helden das vollkommenste Siegesdenkmal, das sich denken lässt, wie kein schlachtenberühmter Ort der Heimat es aufzuweisen hat.