Heft 
(1897) 6
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6. (4. ausserord.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.

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heben wir hervor die Batate, den Melonenbaum, die Vanille, dasCam- pecheholz. Im tropisch-afrikanischen Waldgebiet sind von Kulturpflanzen einheimisch dieÖlpalme, die Kolanuss, die kautschukliefernden Landolphia- Arten, während das afrikanisch-arabische Gebiet besonders durch den Kaffee, die Negerhirse oder Durra und das Papyrusschilf repräsen­tiert wird.

Dieser Saal hatte uns verhältnismässig lange aufgehalten; wir durchschritten dagegen die Sammlungen der systematischen Ab­teilung etwas schneller. In dieser ist die Hauptmasse der Objekte untergebraeht und zwar nach dem natürlichen System, mit den niedrigsten Pflanzen, den Kryptogamen beginnend, an die sich die Gymnospermen und dann die Monokotyledonen und Dikotyledonen anschliessen. Die Mehrzahl der hier aufgestellten Objekte haben rein wissenschaftlichen Wert, sie sollen teils zur Erläuterung der Eigenschaften der einzelnen Pflanzenfamilien dienen, teils stellen sie wissenschaftliches Untersuchungs­material dar. Nur ein Teil dieses Materials ist in den Schaukästen ausgestellt, der grösste Teil liegt dicht aufeinander gehäuft in den Schiebkästeu. Unser liebenswürdiger Führer machte uns noch auf manchen interessanten Gegenstand in dieser Fülle aufmerksam.

Die letzte Abteilung, welche erst in jüngster Zeit zusammengestellt worden ist und allmählich noch erweitert werden soll, umfasst eine Anzahl technisch wichtiger pflanzlicher Objekte. Es sind hier z. B. die Gerbstoffe, die Farbstoffe, die fetten und die ätherischen Öle, die Bal­same, die Gummiarten, die Kopa-le und daraus hergestellte Lacksorten, die Guttapercha und die Kautschuksorten, die Fasern vereinigt, und hieran schliesst sich eine sehr vollständige Tabakssammlung.

Von einzelnen ausserhalb der genannten Abteilungen befindlichen Sammlungen und Objekten waren besonders erwähnenswert eine aus­gezeichnete von Prof. Schweinfurth geschickte Kollektion von Pflanzen­teilen aus altegyptischen Gräbern der XVII. bis XXII. Dynastie (17001200 v. Chr.), ferner Pflanzenreste aus Pfahlbauten von Roben­hausen und ein Stück Querschnitt des kalifornischen Mammutbaumes, welcher einen Umfang von 28 m und ein Alter von 1400 Jahren besass.

Nun übernahm Herr I)r. Graebner, welcher sich der Gesellschaft schon durch seinen interessanten Vortrag über die Märkische Heide be­kannt gemacht hatte, die Führung durch das Alpinum und die gesamte Anlage, welche die Aufgabe hat, die Pflanzenwelt der nördlich ge­mässigten Zone in ihrer Zusammensetzung und in ihren charakteristischen Zügen dem Besucher vorzuführen. Jeder, der mit offenen Augen die Natur durchwandert, weiss, dass gewisse, meist sehr konstante Pflanzen­gemeinschaften immer wiederkehren, deren beständige Zusammensetzung durch klimatische Verhältnisse, Bodenbeschaffenheit, zum Teil auch durch geologische Ursachen bedingt sind.