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6. (4. ausserord.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
Unsere Wanderung begannen wir mit dem Gebiet der japanischen Flora. Es treten uns hier bekannte Arten unter den Laubhölzern entgegen, wie Eichen, Ahorn, Ulmen, Linden, Birken, Magnolien, und unter den gebüschbildenden Pflanzen Uhus, Cornus, Lonieera. Es gehört auch hierher der in Japan kultivierte Gingkobaum mit den merkwürdigen hellgrünen, dreieckigen Blättern, die an der Spitze breit sind, er ist ein Verwandter des Taxus. Aus dieser Flora stammen viele unserer schönsten Zierpflanzen. Nach dieser Gruppe betraten wir das Gebiet der Hochgebirge, den Himalaya und die Alpen. Die hochstämmigen Arten verlieren sich, es bilden sich lockere kleine Gruppen niedriger Stämmchen. Längs des Baches treffen wir das typische Buschwerk subalpiner Weiden, deren Bestände mit Alpenrosengebüschen abwechseln. Dazwischen wuchern hohe Stauden von Eisenlmt, Sauerampfer, Steinbrech, hier und da auch kleinere Kräuter, z. B. Veilchen. An trockenen Stellen setzt sich das Buschwerk aus alpinen Rosen, Gaishlatt und Faulbaum zusammen. Derselben Region gehören auch die sehr ausgedehnten Knieholzbestände an. Die alpine Region zeigt allenthalben habituell dasselbe Aussehen. Felsenpflanzen und Arten grasiger Matten herrschen vor und bilden eine niedrige Vegetation. Die alpinen Matten werden von kurzhalmigen Rasen gebildet, zwischen dem sich eine in allen Farben prangende Flora ansiedelt. Die Stauden liegen mit ihren Stengeln und Blättern dem Boden dicht au und bilden häufig gedrängte Rosetten. Die wenigen vorhandenen Holzgewächse, als deren Typus die Gletscherweiden gelten können, besitzen mehr den Habitus kriechender Stauden, als den von Sträuchern. Leider war die Farbenpracht schon etwas im Schwinden begriffen, immerhin gaben einzelne Stellen noch eine Vorstellung von dem Blütenreichtum. Die alpine Flora gliedert sich in drei durch den Untergrund bedingte Bezirke, die Centralalpen, welche aus Graüit und Urgestein bestehen und die nördlichen und südlichen Kalkalpen. Zu den Pflanzen der Voralpen gehört der Alpenmohn, die Alpenaster, die Aurikel, die Gentianeu. Zu den allgemein verbreiteten Pflanzen der Centralalpen gehören viele Steinbrecharten, Wiesenraute, Hahnenfuss, Weidenröschen, Habichtskraut u. a. Von den Alpen wanderten wir durch die Sudeten und das Mährische Gesenke in die Vorgebirgswiesen, den Vorgebirgswald bis hinab in die Auen der Ebene.
Nach der Besichtigung dieses Prachtstückes des Gartens, das einzig in seinex Ai't ist, übernahm Herr Professor Dr. Volke ns die Führung durch die verschiedenen Gewächshäuser. Zunächst wurde das Victoriahaus in Augenschein genommen. In demselben herrschte das feuchtwarme, echt tropische Klima des Amazonenstromes. Das Glanzstück ist die brasilianische Seerose, welche dem Hause den Namen verschafft hat. Ihre Blätter hatten schon einen Durchmesser von l, 2 m, während dei selbe bis zu ihrer Reife auf D/s bis 2 m heran wächst. Neben dieser