7. (5. ausserordl.) Versammlung des VI. Vereinsjalires,
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des Bistums klar erkennen, dass Havelberg eine alte slavisclie Niederlassung gewesen ist.
Das 94(> gegründete Bistum Havelberg war, wie auch die andern um jene Periode gegründeten märkischen Bistümer und Stifter, eine Missionsstation im heidnischen Wendenlande. Unter dem Schutze der kleinen Besatzung auf dem Burgberge zogen der Bischof und seine Stiftsgenossen in ihrem Sprengel umher und predigten den umwohnenden Heiden die lautere Lehre von der Herrlichkeit des dreieinigen Gottes. Sicherlich werden sie bei ihrer begeisterten Hingebung für das Werk Christi manche Erfolge errungen und zahlreiche Heiden zu der neuen Lehre bekehrt haben, andererseits aber erregte ihr frommer Glaubenseifer den Grimm der wendischen Priester und Häuptlinge, welche die Bevölkerung gegen ‘die Eindringlinge und Glaubensfeinde anfwiegelten. Mehr als «4101011 hat deshalb die Missionsstation auf dem Burgberge bei Havelberg den Ansturm der empörten Menden aushalten müssen, und wenn sie durch die kleine deutsche, Besatzung tapfer verteidigt und von Kaiser Otto l. thatkrüftig geschützt wurde, beispielsweise böö durch den Sieg über die Obotriten an der Kaxa (in der Nähe von Wittstock), so erlag sie doch einem erneuten Angriff der Wenden bei dem allgemeinen Aufstande im Jahre 1)83. Die Burg wurde am ‘29. .Juni 983 erobert, die Besatzung niedergemetzelt, das kleine hölzerne Kirchlein in Brand gesteckt und der Ort dem Erdboden gleichgemacht. Am l.Jhli desselben Jahres hei auch Brandenburg in die Hände der Slaven.
Zwar unterwarf Kaiser Otto HI. um 991 die Wenden wieder und eroberte Brandenburg und auch Havelberg zurück, aber seine Bemühungen, das Christentum wieder einzuführen, waren erfolglos, und anderthalb Jahrhunderte hindurch waren die Havelberger Bischöfe von Udo bis Gumpert gezwungen, ausserhalb ihrer Diözese zu residieren, und blieben ohne Macht und Einfluss auf ihre Unterthauon.
Erst unter A Ihr echt dem Bären gelang es den Bischöfen, wieder festen Fuss im Havelberger Bistum zu fassen. In welchem kirchlichen Zustande sich aber der bischöfliche Sprengel in damaliger Zeit befunden hat, geht ans einem Bericht über die Missionsreise des Bischofs Otto von Bamberg hervor, welcher im Jahre 1128 bei seiner zweiten Bekehrungsreise zu den Pommern auch Havelberg berührte. Er fand die Bewohner der Stadt, deren Mauern mit zahlreichen Fähnchen geschmückt waren, bei einem rauschenden Feste zu Ehren des Kriegsgottes Gerowit, dessen Heiligtum sich ja seit den ältesten Zeiten auf dem Havelberge befunden hatte. Das Christentum war also vollständig ausgerottet worden. Der in Havelberg residierende Häuptling Witikind war zwar dem Namen nach Christ, musste sich aber dem Willen seiner Unterthanen beugen und die Ausübung der heidnischen Feste gestatten.
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