Issue 
(1897) 6
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7_ (5. ausserordl.) Versammlung des VI. Vereiusjahres.

Bischof Otto von Bamberg- versuchte sofort, vom heiligen Eifer erfüllt, die Bekehrung der Wenden anzubahnen, und es gelang ihm auch, sie zur Annahme des Christentums geneigt zu machen, indem ei vei- sprach, ihnen einen frommen und duldsamen Geistlichen als Verwalter des Bistums zu senden. Der neuernanute Bischof Anselm, ein glauhens- eifriger und energischer Prämoustrateuser aus der »'schule Erzbischots Norberts von Magdeburg, wollte indes von Duldsamkeit nichts wissen und veranlasste den Kaiser Lothar, im Jahre 11:12 einen Kriegszug gegen die Wenden des nördlichen Landes zu unternehmen. Dieser Zug hatte den gewünschten Erfolg, Havelberg wurde erobert, Witikind ver­trieben, seine Unterthanen zum Gehorsam gezwungen und das Bistum wiederhergestellt. Bischof Anselm begann sogleich den Bau einer neuen steinernen Kirche. Diese wurde aber vor ihrer Vollendung, während der Bischof 1186 als kaiserlicher Gesandter in Konstantinopel weilte, von den Söhnen Witikinds, die sich empört und llavelberg erobert hatten, wieder zerstört und der wendische Götze an Stelle des Kreuzes Christi wieder aufgerichtet. Zwar unternahm Albrecht der Bär im folgenden Jahre 1187 einen Rachezug gegen die Slaven um! vertrieb die Söhne Witikinds aus Havelberg, seine Fehde mit den sächsischen Fürste» hinderte ihn aber, seine Siege erfolgreich auszunutzen, und erst 1144 konnte Anselm es wagen, dauernd seinen Wohnsitz in llavelberg auf­zuschlagen und ein ständiges Domkapitel zu gründen. Der Bau der Kirche und der Stiftsgebäude schritt nun rüstig vorwärts. Bereits 114B konnte in einer Kapelle der im Bau begriffenen Kathedrale eine bedeut­same Handlung, die Taufe des Pommernfürsten Ratibor vorgenonunen werden, 1169 wurde der Bau vollendet und 117U in Gegenwart Albreelits des Bären und vieler anderer Fürsten und Prälaten vom Erzbischof Wichmann von Magdeburg feierlich eingeweiht. Bischof Anselm, der den Besitzstand seines Bistunis nach Kräften gesichert und durch An­siedlung - niederländischer Kolonisten in seinem Sprengel segensreich gewirkt hatte, erlebte die Vollendung seines Werkes nicht mehr. Im Jahre 1154 war er als Erzbischof nach Ravenna berufen worden und hatte bereits 1158 das Zeitliche gesegnet.

Die bischöfliche Stiftskirche, welche die fleissigen Prämon- stratensemönche in mehr als zwanzigjähriger Arbeit erbauten, war eine mächtige, dreischiflige Basilika im Rundbogenstil. Die Seitenschiffe, deren Grundmauern zum Teil heute noch stehen, und vermutlich auch das Mittelschiff, waren an der Ostseite gerade geschlossen; die von kreuz­förmigen Pfeilern getragene Decke des Hauptschiffes war eine einfache Balkendecke. Der Westturm war aus Hausteinen breit und massig an­gelegt und hauptsächlich zur Verteidigung bestimmt, ein mit drei kleinen Rund »ogenfenstern gezierter Backsteiuaufsatz nahm «die Glocken auf. Die Westseite hat sich ziemlich unverändert erhalten. Noch heute streckt