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7. (5. ausserordl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
müdlichen Eifer nachgekommen. War das Werk auch mühselig und beschwerlich und oftmals von Gefahren begleitet, so krönte doch schliesslich ein herrlicher Erfolg die Bestrebungen der Geistlichen und das Bistum Havelberg wurde eine Hochburg des christlichen Glaubens im märkischen Lande. Wie sich der Umtang des bischöflichen Besitzes durch fromme Stiftungen immer mehr erweiterte, so wuchs auch das Ansehen und die Macht des Bischofs und fies Kapitels in hohen Masse und die Stimme des Havelberger Bischofs hatte einen gar gewichtigen Klang im Rate der adligen Herren aus der Priegnitz und aus Ruppin. Diese suchten deshalb den Havelberger Bischof stets auf ihre Seite zu ziehen und holten seinen Rat in allen wichtigen Angelegenheiten ein. Keine geistliche Stiftung wurde ohne vorherige Genehmigung des Bischofs ins Werk gesetzt, die Klöster Marien flies» und Heiligengrabe, die Kathedralen zu Wilsnack und Wittstock verdanken zum grössten Teil den Havelberger Bischöfen ihre Entstehung. Der grösste Anteil aus den Einkünften dieser geistlichen Stifter, namentlich aus dem Wunderblut zu Wilsnack, floss natürlich in den Seckel des Bistums und setzte die Bischöfe in den Stand, die herrlichen Bauten, welche wir heute noch mit Bewunderung betrachten, zu errichten, nicht allein den Havelberger Dom auch die Wallfahrtskirche in Wilsnack und die Marienkirche in Wittstock, ferner die Burg daselbst und die Plattenburg bei Wilsnack. Andererseits gestatteten diese ergiebigen Einkünfte den Bischöfen auch eine ausserordentliche Prachtentfaltung und eine umfangreiche Hofhaltung. Wenn der Bischof von Havelberg mit grossen Gefolge über das Land reiste oder Einzug in seine Burg Wittstock hielt, dann strömte das Volk stundenweit herbei, um dem pomphaften Zuge zuzuschauen und dem Prälaten wie seinem Landesherrn zuzujubeln — das Havelberger Bistum bildete eine Macht im Kleinen in der Priegnitz. Es war daher nicht wunderbar, dass bei dem bekannten Streite des ersten Hohenzollern mit den Adligen der Priegnitz sowohl der Kurfürst wie die Quitzows sich bemühten, den mächtigen Kirchenfürsten für sich zu gewinnen, der damalige Bischof Otto von Rohr zog in diesem Falle das Aussichtsvollere dem Ungewissen vor und trat auf die Seite Kurfürst Friedrich I., welchem hierdurch ein mächtiger Rückhalt und Anhang geschaffen wurde, denn auch die andern geistlichen Henen traten, so weit sie es noch nicht gethan, zu ihm über. Auch in der kolge haben sich die Havelberger Bischöfe als treue Bundesgenossen und Ratgeber der Hohenzollern erwiesen, sowohl der durch seinen Streit um das Wilsnacker Wunderblut bekannte Bischof Konrad von Lintdorf als auch der streitbare, von seinen Feinden als „de Köster von der Wilsenack“ bezeiclmete Bischof Wedego (Gans Edler zu Iuttlitz), dei sogar den Kurprinzen .lohann 1477 auf seinem Heereszuge gegen den Herzog von Sagau begleitete.