7. (5. ausserordl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
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Sämtliche Bischöfe haben ihn* Macht und ihre angesehene Stellung benutzt, uni den Besitz des Bistums in erheblicher Meise zu mehren, und als nach Einführung der Reformation und Auflösung des Bistums Havelberg ein Teil der bischöflichen Tafelgüter in kurfürstliche, Domänen umgewandelt wurde, blieb für das bis 1817 bestehende evangelische Domkapitel noch ein so stattlicher Besitz übrig, dass jeder der Domherren eine ausgiebige Präbende erhalten konnte.
Die Reformation wurde 1545 in der Stadt Havelberg eingeführt, das Domkapitel trat nach langen Streitigkeiten 1561 über. Noch 1535 hatte Kurfürst Joachim II. im Havelberger Dom die Messe gehört und knieend das ihm von Bischof Bnsso dargereichte Marienbild geküsst, indem er gelobte, die bischöfliche Kirche in ihren Rechten allzeit zu schützen, vier Jahre später trat er bereits zum evangelischen Glauben über und befahl den märkischen Bischöfen und Äbten die neue Kirchenordnung einzuführen. Während der Brandenburger Bischof Matthias von .Jagow dieselbe ohne Zögern annahm, weigerten sich die Bischöfe von Rebus und Havelberg beharrlich, dieselbe anzunehmen und gingen deshalb ihrer Würden verlustig. Bischof Busso starb 1548 hoch betagt als getreuer Katholik zu Wittstock. Nach seinem Tode wurde zwar der Sohn des Kurfürsten, der evangelische Markgraf Friedrich, vom Domkapitel zum Bischof gewählt und der evangelische Gottesdienst in der Havelberger Paroehie eingeführt, aber das Domkapitel weigerte sich hauptsächlich auf das Betreiben des Domdechanten Peter Conradi beharrlich zur neuen Lehre überzutreten. Erst als nach dem Tode des Markgrafen Friedrich 1552 die Wahl eines katholischen Bischofs verhindert und die Verwaltung der bischöflichen Tafelgüter einem kurfürstlichen Hauptmann übertragen worden war, sah das Domkapitel schliesslich ein, dass fernerer Widerstand vergeblich sei, und trat 1561 zum evangelischen Glauben über. Der grösste Teil des bischöflichen Besitzes wurde 1571 in kurfürstliche Domänen verwandelt und damit dem Havelberger Bistum ein Ende bereitet.
Diese in kurzen Zügen geschilderte Geschichte des Bistums Havelberg ist zugleich eine Geschichte der Stadt Havelberg. Erst seit 1561 bilden der Dom und die Stadt zwei getrennte Gemeinwesen und ihre Geschichte ist infolgedessen meist getrennt zu behandeln. Viel ist indes nicht, zu berichten. Der dreissigjährige Krieg brachte, wie auch an anderen Orten, viele Schrecknisse über Havelberg. Kaiserliche, Dänen und Schweden lagerten abwechselnd in der Stadt und brandschatzten sie mit ungeheuren Kontributionen. Am 16. Mai 1626 wurde die Stadt vom Domberge aus von den Dänen vollständig in Brand geschossen. Sie erholte sich von diesem Unglück sobald nicht wieder und ein weiterer R 1 ' osser Brand 1658 vernichtete, was von alten Gebäuden noch vorhanden gewesen war. Deshalb sind, obwohl Havelberg auf eine beinahe tausend-