7. (6. ausserordl.) Versammlung des VI. Vereinsjahres.
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welcher, in der Mitte (piadratisch vorspriugend, ein erhöhtes Lesepult, den Ambon, bildet; unter demselben befindet sich der kleine Altar, der zu den gewöhnlichen Amtshandlungen benutzt wird. Der Ambon wird von zwei iTeiligengestalten gestützt und zeigt auf seiner Vorderseite den Heiland als Weltenrichter in Arabeskenumrahmung. In den Zwickeln der beiden durch den Lettner führenden Gittertbore ist einerseits die Verkündigung, andererseits die Krönung der Maria dargestellt. Die Aussen- seiteu der erwähnten Schranken, welche den Chor in Süden, Westen und Norden abschliessen, sind mit ligurenreichen Skulpturen geschmückt, welche an der Südseite, der Sakristei gegenüber, mit dem Einzuge Jesu in Jerusalem beginnend, Scenen aus der Passionsgeschichte und der Verherrlichung Christi darstellen und mit dem jüngsten Gericht abschliessen. (Über den Inhalt der einzelnen Scenen s. Zöllner, Chronik von Havelberg I, JO!) f.) Zwischen den einzelnen Scenen stehen unter Baldachinen Statuen der Apostel, des Heilandes, der Mutter Gottes, der Maria Magdalena und des Bischofs Johann Wöpelitz, des Erbauers der Schranken; Baldachine und Postamente sind stets verschiedenartig verziert. Ueber dem Lettner, etwa in halber Höhe des Kirchenschiffs, erhebt sich auf einem Querbalken ein kolossaler Crucifixus nebst den Gestalten der Maria und des Johannes, ein Bildwerk, das einen erhabenen Eindruck ausübt.
Durch die Gitterthür des Lettner gelangt man in den hohen Chor. Reichgeschnitztes Chorgestühl mit biblischen Figuren, phantastischen Gestalten und vielfach verschlungenen, zierlichen Laubgewinden bezeichnet die Sitze der Domherren zu beiden Seiten des Chors; es stammt nach Adler aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. An der Innenseite des Lettner steht ein zweisitziger Bischofsstuhl aus dem Ende des 14. Jahrhunderts, ebenfalls mit Schnitzereien verziert, welche auf der südlichen Seite die Anbetung der Schlange durch Moses (wegen der bekannten Strahlen auf dem Kopfe häufig als Teufel erklärt) und Aaron, sowie ein auf einem Schwein reitendes nacktes Weib, Symbol der Sünde und Üppigkeit, auf der nördlichen Seite drei musicierende Engel darstellen. Vor diesem Stuhl befindet sich, von einem eisernen Gitter umgeben, der Sarkophag des Bischofs Johann Wöpelitz, welcher auf seiner marmornen Deckplatte die Gestalt des Prälaten in vollem Ornat zeigt. Zu den Füssen der Figur liegt ein kleiner schlafender Hund oder Löwe, welcher ziemlich verstümmelt ist, so dass das Volk ihn für einen Lindwurm ansah, und diese Auflassung, sowie der Umstand, dass sich am Haupte der Figur des Bischofs im Marmor ein kleines Loch befindet, führten zu der Sage, dass der Prälat durch den Stich eines Lindwurms getötet worden sei. In der Nähe des Sarkophags, mehr nach dem Hochaltäre zu, steht der Taufstein in Kelchform, an welchem sich in feiner Meisselung Darstellungen der Empfängnis der Maria, der Geburt, Taufe