Heft 
(1897) 6
Seite
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I 7. (5. ausserordl.) Versammlung des V. Vereinsjahres.

Inschriften anderer Grabsteine erwähnt, so der des Joachim Hiediich Pein, auf welchem zu lesen steht:

Unter diesem Leichenstein Ruh ich Pein ohn alle Pein,

Und erwarte mit den Meinen Selig für Gott zu erscheinen.

und der des Herrn Nibbe, welcher die Inschritt trägt:

Gottesfurcht, Bescheidenheit,

Liebe, Treu, Aufrichtigkeit Wollen ihren Sitz auch haben,

Wo Herr Nibbe liegt begraben.

Ausserdem befinden sich im Innern der Kirche und der Turmhalle verschiedene Grabsteine und Bildnisse früherer Pfarrer der Stadtkirche. An das alte Havelberger Patriziergeschlecht der Cu nies, welchem meh­rere Bürgermeister entstammen, erinnern ebenfalls verschiedene Leiehen- steine, sowie eine schreinartige Gedächtnistafel, welche ziemlich versteckt an der Wand eines Portales hängt und wegen ihrer Malereien und tief­gefühlten Inschriften Beachtung verdient. Die Tafel ist dem Gedächtnis eines dreijährigen Kindes, welches H>7(> starb, geweiht und drückt den Schmerz der Eltern um den Verlust des Sohnes aus. Der Rektor und der Konrektor der Havelberger Schule haben sich bemüht, in lateinischen und deutschen Versen dem Schmerze der Eltern und ihrem eigenen Mit­gefühl in wolilthuender Innigkeit Ausdruck zu geben.

Nach Besichtigung der Stadtkirche begab man sich zum Hotel Kronprinz, wo ein Festmahl die Mitglieder derBraudenburgia und die Honoratioren der Stadt vereinigte. Den erstem Trinkspruch auf Seine Majestät den Kaiser, unsern Markgrafen, brachte Herr Geh. Rat Friedei ans, darauf hob Herr Bürgermeister Zöllner die Verdienste derBran- denburgia um die Erforschung und Pflege der Landes- und Altertums­kunde hervor. Herr Oberstabsarzt Maass brachte ein Hoch auf die gastfreie Stadt Havelberg aus, Herr Gymnasialdirektor John aus Ilavel- berg feierte die anwesenden Damen.

Nach dem Mittagessen wurde von einigen Teilnehmern die alte Kirche St. Spiritus auf dem Salzmarkt besichtigt. Das kleine Gebäude stammt aus dem 14. Jahrhundert und zeigt sich als einsehifliger Back- steinbau ohne Gewölbe, ehemals mag es jedoch solche besessen haben.

Die Fensterlaibungen des Gebäudes sind sein' fein profiliert und auch das spitzbogig umrahmte Portal zeichnet sich durch seine Laibung aus, welche einen tauartig gewundenen Bundstilb und mit Masken und Ranken ornamentierte Ihonplatten aufweist. Das Hospital zum Heiligen Geist wurde der Ueberlieferung nach Erkunden sind nicht vorhanden auf Veranlassung des Beguiueuordeus gegründet und die Ilospitalitiiuien