Heft 
(1897) 6
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W. v. Schulenburg, Altertümer aus dem Kreise Teltow.

Luderbusch sich hinzieht, blühen in stiller Pracht die weissen Blüten der Plumpen (Nymphaea alba). Früher sollen hier die natürlichen Wasserlöcher reich an Fischen gewesen, seit der Nutheregulierung der Fischbestand geschwunden sein.

Einige hundert Schritte weiter kommt man nach dem Dorfe Gads- , dorf, platt gesprochen Goasdörp. Durch Gadsdorf führt dieChaussee t von Trebbin nach Sperenberg. Früher hatte das Dorf als Fahrweg nur einen Ein- und Ausgang. Es war rund gebaut und am südlichen Ende, nach Sperenberg zu war nur eine .lazze (Gasse), auf der das Vieh zur Weide getrieben wurde, und die Pferde nach der nahen Nachtbucht. Die Nachtbucht bestellt heute aus sieben Gehöften, früher aus einem schönen Ham,von dem noch alle älteren Leute mit einer wahren Begeisterung sprechen. Es waren darin alte Eichen, Küstern, Elsen und Birken, und viel Unterholz. So werden namentlich genannt Faulbaum, Uen dersc hkene , und Malineken.Das Holz der Eichen war wie Eisen; solch Holz giebt es nicht mehr. Es waren Laubgänge ausgetreten und wer nicht bescheid wusste, fand sich nicht wieder heraus. Viele Vögel sangen darin, Nachtigallen, Drosseln, Grasmücken und Staare. .letzt giebt es keine Nachtigallen mehr in der Gegend, vor acht bis zehn .1 ähren waren die letzten im Dorf nnd im Gebüsch an den Sumpfwiesen. Auch habe ich keine einzige Schwarzdrossel bemerkt, doch giebt es viel Drosseln in der Kummersdorfer Forst. Ebensowenig sah ich Staare nisten, wennschon sie in grossen Schwärmen umherzogen. Gelegentlich der Separation, nach 1848, wurde die Nachtbucht niedergehauen und heute sind an ihrer Stelle dürre Grasanger, unfruchtbare Wiesen und leichter schlechter staubiger Ackerboden. Aber das ganze weit ausgedehnte Ge­lände heisst noch heute Vogelgesang im Munde des Volkes und bewahrt im Namen die Erinnerung an die einstige Herrlichkeit.

Auf dieser Seite des Dorfes, 50(1000 Schritte lang bietet die Chaussee einen merkwürdigen Anblick. Sie ist auf beiden Seiten bepflanzt mit einem fremdartigen Baum, der seine hässlichen Äste und Zweige wie Gespensterarme in die Luft streckt. Noch Mitte Mai (18115) sah ich die Blätter unentwickelt, während unsre Bäume und Sträucher schon im frischen Maiengrün prangten. Schatten giebt er auch nicht und an den langen Dornen, so klagen die Landleute, verwunden sich die Kinder.

Er ist also hässlich, unnütz und schädlich. Wie mir Herr Professor Ascherson freundliclist mitteilte, ist es Gleditschia Triacantlios. Als Ein­gang in ein märkisches Dorf erwartet man Linden, oder andere heimat­liche Bäume.

Eine halbe Stunde von Gadsdorf liegt das Dorf Lüdersdorf, im Volke gesprochen Lühsdörp. Oben, nördlich vom Dorfe, der Twaixh- V _berch (Zwergberg), auch auf der Generalstabskarte verzeichnet; etwa zwischen beiden das Gut Wilhelminenau, neueren Herkommens. Drei-