W. v. Schulenburg, Altertümer aus dem Kreise Teltow.
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viertel Stunden von Lüdersdorf, gegen Norden, Christinendorf. Zwischen diesen drei Dörfern erhebt sich ein bergiges Gelände. Es muss von Bedeutung gewesen sein im Altertum für die Ausiedlnng, auch in Hinsicht auf Schutz und Verteidigung. Als ich in den letzten Jahren zufällig hier war, hörte ich eines Morgens Kanonendonner und als ich dem Schall nachging, sah ich die Höhen südlich von Christinendorf von mehren Regimenter» Fussvolk besetzt und Geschütze im lebhaften Feuern. Ein Landmann, der sich zu mir gesellte, — er hatte den ganzen Krieg 1870 und 71 mitgemacht — erklärte mir, diese Stellung sei uneinnehmbar und setzte die Gründe auseinander. Es schien, als sollte, er Recht behalten, denn der Feind versuchte den linken Flügel zu umfassen. Ob dieser Angriff' als gelungen betrachtet wurde, ist mir unbekannt geblieben. Ich habe früher einmal gehört, 1H(>(> sei die Nuthelinie zur Verteidigung, für Berlin, ins Auge gefasst worden, falls unglückliche Ereignisse eintraten, was in jedem Kriege Vorkommen kann. Ob es richtig war, weiss ich nicht. Noch jetzt ist das ganze Berggelände zwischen den drei Dörfern rings von sumpfigen Wiesen umgeben, früher von offnen Morästen und «Seen. Über den Rücken der Erhebung zieht sich die „Chaussee“ von Trebbin nach Sperenberg, beschwerlich für das Lastvieh, wegen ihrer Steigungen und Senkungen. Sie folgt dem Laufe der alten Landstrasse, und jedenfalls ging hier auch im Altertum ein Verbindungsweg. Denn vormals legte man die Wege über die Höhen, wie in unserer Zeit durch die Niederungen.
Wenn man beim nördlichen Ausgang von Gadsdorf einen Feldweg verfolgt, so gabelt sich dieser nach einigen hundert Schritt. Der linke Seitenweg heisst Weidemarkweg; der rechte Dahrenweg, weil er durch eine Feldmark führt, genannt die Dahren.
Das Wort Dahren mag deutsch oder wendisch sein. Wendisch heisst dar die Gabe, das Geschenk, darjenje das Geben; ein Dorf in der sächsischen Oberlausitz im deutschen Volksmunde Dahren, im wendischen Darin, das Schmaler herleitet vom Eigennamen Dara, der Geber. Es giebt noch ein Landstück hier nach der „Chaussee“ zu, nahe dem jetzigen Kirchhof, das die „kurzen und die langen Bahren“ heisst. Bahren mag auch deutsch oder wendisch sein. Baran heisst wendisch der Widder, und nach Zwahr die Ramme und der grosse Hammer in den Öl- und Eisenhämmern. Ein Dorf bei Sorau in der Niederlausitz heisst wendisch Baran und deutsch Bahren. Doch hängt es vielleicht ganz anders zusammen. Landleute sagten mir, dass früher in Lüdersdorf ein Mann lebte, der Bahr hiess und „von den Wenden abstammte“. Noch fand ich ein Landstück, genannt die Gliene. Der Boden ist dort zum Teil lehmig. Glina heisst wendisch Lehm, davon Glienicke u. a. Dies sind die einzigen wendischen Flurnamen, die ich um Gadsdorf herum gefunden habe. Herr Dr. Hammer hat, in seinen Schriften über
