Heft 
(1897) 6
Seite
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W. v. Schulenburg, Altertümer aus dem Kreise Teltow.

die Ortsnamen der Provinz Brandenburg, den Namen Gadsdorf aus dem wendischen gat erklärt. Noch heute heisst in der serbischen Sprache der lausitzer Wenden gat der Teich. Ebenso dürfte inan auch das deutsche Wort Gat zur Erklärung herbeiziehen. Trotz aller Nach­forschungen sind mir auch keine Altsachen aus wendischer Zeit zu

Gesicht gekommen.

Am Weidemarkwege linker Hand liegt zunächst der spitze Berg, ein häufiger Name mit ähnlicher Bedeutung wie Scharfenberg. Jetzt zu einem Teile abgestochen, zeigt er am Wege eine steile weisse Sand­wand so recht wie einwitten Berg ins Land hinein. Hinter dem spitzen Berg liegt ein Sumpf, das Kerkluch, hochdeutsch Kirchlucli. Beziehungen zur Kirche waren nicht nachweisbar, sind auch nicht wahr­scheinlich, da die nächste Kirche in Christinendorf liegt. Eine mehr als siebzigjährigekluge Frau aus Thyrow, Grossmutter Becker, eine Allraune, die neben einem ausgezeichneten Gedächtnis« eine vorzügliche Erzählergabe besitzt, wie man sie in jüngeren Kreisen jetzt vergeblich sucht, meinte, das Kerkluch heisse daher, weil die Leute zur Kirche da Vorbeigehen, und thatsächlich sind solche Namen so entstanden. Ich glaube aber nachweisen zu können, dass hier der Name Kerkluch viel älter ist und eine ganz andere Bedeutung hat.

Hinter dem Kerkluch liegt ein Kiefernstangenholz, etwa 500 mässige Schritt lang, genannt das Hobrechtsche. Im Beginn desselben sieht man ganz flache sandige Erhebungen, genannt Twerchberje. Vor 50, 60 Jahren noch waren hier Hügel. Darin sah ein alter Mann, als Kind, Töpfe und Scherben und Knochen undZiegel (wohl rot gebrannte Scherben) und einenGang, der hineinführte, und mit einem Steine bedeckt war. Seine Aussage wurde mir gegenüber vonGebildeten als Schwindel bezeichnet, aber sie hat sich glänzend bewährt. Das Hobrechtsche ist erst, seit angeblich 86 Jahren, bewaldet. Früher wurde es beackert mit Ausnahme der Twerchberje, weil sie zuberjich waren, also wohl lange Zeit hindurch.

Hinter diesem Kieferngehölz liegt der Klappbuscli . Busch heissen auch hier Sümpfe und Niederungen, wenn sie mit Laubholz bestanden sind, mag dies jung oder alt sein, im Gegensatz zur Fichtenheide oder Heide, die in der Mark vorzugsweise aus Kieferu besteht. Ich erfuhr, dass der Klappbusch so hiesse, weil früher hier eine Pflanze wuchs, deren Blätter man kiepemveise schnitt und an die Schweine verfütterte, die davon fett wurden; dann dass sie wie Löffel aussahen. Da wurde klar, dass es die Blätter der Schlangenwurz waren, der Calla palustris, die auch m Büchern Schweinekraut heisst und nur vereinzelt noch im Klappbusch wächst, weil er nicht mehr so wasserreich ist wie vordem. Dagegen sah ich die Klappe in grosser Menge, in Beeten, von 1520 Fuss Lange, in offenen Sumpflöchern der Kummersdorfer Forst.