W. v. Schulenburg, Altertümer aus dem Kreise Teltow.
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2000—2400 Jahren, entweder weil der Gruudwasserstand damals ein niederer war, oder aber, weil eine Senkung des Geländes inzwischen stattfand. Auch sonst findet inan in der Mark deutliche Beweise, dass in der Vorzeit einmal jetzige nasse Gründe trocken waren. Noch bemerke ich, dass ich Wurzel- und Stammstücke, vermutlich von jungen Kiefern, in einer Tiefe von 4 Kuss und mehr vorfand.
Als ich zuerst die Dundunesser des Steinkreises, abschreitend mit kleinen Schritten, mass, ergaben sich für den längeren 20 Schritte, insoweit überbau]it diese Messung möglich war nach den Rändern des Grabens, der entstanden bei Herausnahme der Steine. Diese Zahl 20, also auch 21, fiel mir auf, weil darin die heilige 7 enthalten ist. Als ich später Beckmann nachschlug, ersah ich, dass ihm ebenfalls die Zahl 7 bei alten Steinkreisen aufgefallen ist. So fand er, dass von vier Steinkreisen auf einem Felde bei Arensdorf unweit Frankfurt die Länge bei jedem „sich etwa auf 21, die Breite auf 14 Fuss“ belief, und lässt dahingestellt, „ob man dadurch die 7 Planeten oder Tage in der Woche oder sonst etwas habe wollen vorstellen“.
Ich halte es für zweifellos, dass das Grab inmitten des grossartig angelegten Steinkreises ein Fürstengrab gewesen ist. Entsprechend den Verhältnissen im Altertum ist es auch nicht bloss ein Grab, sondern ebenso ein Heiligtum gewesen. Hie Ahnen standen in hoher Verehrung, sie waren die guten Geister des Hauses und der Familie. Noch heute linden wir den Ahnendienst bei vielen Völkern*). Wir müssen uns vorstellen: in der Mitte lag der Grabhügel mit den Gebeinen des hohen Verblichenen. Rings um ihn herum war ein breiter Gang und diesen umschloss die niedrige Steinmauer. Die runde Form der Mauer wird auch ihren guten Grund gehabt haben. Sie umfasste geweihten Boden, böse Einflüsse blieben aussen gebannt. Im Schutze der christlichen Kirchen, geweiht durch ihr Heiligtum, wurden Gräber und Kirchhöfe, angelegt. Der heilige Kreis ist gewiss zuerst der Sonne und vielleicht dem Mond entlehnt. Beider Hof führt ausserdem dem Menschen den Kreis vor Augen. Erhalten, mit seiner bedeutenden Bannkraft und seiner schützenden Abwehr ist noch der Zauberkreis unserer Sagen. Die Angehörigen knieten nieder am Grabe, beteten und brachten Opfer dar. Als ich in der Mitte vom nordwestlichen Ausgang des Steinkreises
*) M. von Brandt berichtet „vom chinesischen Hofe“ (in der Unterhaltungsbeilage der Deutschen Warte, 21. Sept. 1894): „Für einen der Neujahrstage lautete das Programm : Um 4 Uhr morgens begieht sich Seine Majestät in den ausserhalb des Palastes gelegenen Ahnentempel, um dort die vorgeschriebenen Opfer zu bringen; um >/ 4 vor fünf Uhr wird Seine Majestät Weihrauch in der Halle des Confucius und vor dem Altar des Gottes der Heilkunde verbrennen... Nach den in der Peking-Zeitung veröffentlichten Hofnachrichten hatte der Kaiser in einem Monat . . . fünfmal in dem Ahnentempel seine Andacht verrichtet, zweimal um Schnee gebetet“ u. s. w.