Heft 
(1897) 6
Seite
133
Einzelbild herunterladen

W. v. Schulenburg, Altertümer aus dem Kreise Teltow.

133

erhielt im vorigen Jahre in Berlin Mitteilung, dass hier Steine aus- gegrahen und viele alte Töpfe dabei gefunden wurden. Ich konnte aber damals vorläufig nicht von Berlin abkommen. Es sollte nämlich eine Chaussee von Trebbin iibor Lüdersdorf bis zurChaussee Trehbin- Sperenherg gebaut werden. Dazu mussten die anliegenden ländlichen Besitzer bedeutende Steininengen auf ihre Kosten aufbringen. Zu diesem Zwecke waren auch liier zwei Steingräber beschäftigt. Sie gruben zuerst Steine aus in dem Kieferngehölz westlich des Klappbusch, ebenfalls Herrn Baurat Ilohrecht gehörig, jetzt also nicht mehr Gadsdorfiseh. Da sie inAkkord arbeiteten, gebot es ihr Vorteil, möglichst schnell vorzugehen, weil sie sonst zu ihrem Schaden kommen konnten. Sie fanden hier viele vorgeschichtliche Gräber ziemlich tief, sorgfältig mit Steinen ausgesetzt, und die Gefiisse vielfach gut erhalten. Sie zerschlugen sie aller alle, weil sie glaubten, es wäre Geld darin. Da sie aber kein Geld fanden, wurde ihnen das langweilig, und sie stellten die Gefässe, die trotz der Eile der Arbeit ganz herauskamen, unter die Bäume. Wenn dann mittags der kleine Junge des einen kam,zertöpperte er sie mit einem Stock, was ihm viel Freude machte. Nachdem sie dort fertig waren, gruben sie Steine aus in den Twerchherjen (Zwergbergen), im Hobrechtschen unmittelbar am Kerkluch. Auch hier waren Gräber, und zwar reichhaltige, mit Steinen ausgesetzt, und ganz gut erhalten, weil, wie schon erwähnt, diese Hügel nicht beackert worden sind. Als sie hier fertig waren, gingen sie weiter vor, nordwäits, in dem Stangenholz. Zu der Zeit kam ich aus Berlin hierher. Ich fand zahllose Scherben unter den Bäumen vor und vielfach runde weisse leuchtende Flecke. Es war der Inhalt der zerschlagenen Totenurnen, die zerstreuten Geheine der Germanen, die an der Sonne bleichten und bloss in Wind und Wetter dalagen. Ich unterwies die Steingräber, wie sich zu verhalten und war bemüht, den entstehenden Zeitverlust fortan durch kleine Geld­entschädigungen zu ersetzen. Obwohl an harte und rauhe Arbeit gewöhnt, zeigten beide Männer nunmehr rühmenswerte Geschicklichkeit und Sorgfalt bei der Herausnahme der Gefässe. Aber leider war nicht mehr viel zu finden. Denn in diesem Stangenholz bis zum Klappbusch hin waren die Gräber fast alle sehr flach, weniger sorgfältig mit Steinen ausgesetzt und alle Urnen ausnahmslos zertrümmert, wie die Ansicht war: durch den Pflug in früherer Zeit. Was ich an bemerkenswerten Scherben und zum Teil ganz erhaltenen Gefässen, dann meist sehr groben Töpfen, vorfand, sammelte ich und nahm es unter meine Obhut. Als bald darauf Herr Baurat Hobrecht selbst kam, stellte ich ihm diese Gegenstände zur Verfügung. Herr Baurat Hobrecht iiberliess sie aber mir um! gestattete auch weiteres Nachgraben im Hobrechtschen, wofür ich hiermit öffentlich besten Dank sage. Es wäre mir ja lieber gewesen, wenn Herr Baurat Hobrecht diese Altertümer unter seine Obhut ge­ll