Heft 
(1897) 6
Seite
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W. v. Schulenburg, Altertümer aus dem Kreise Teltow.

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Ackers, nach Süden zu. Heutzutage scheint in der allernächsten Um­gebung kein Sumpfeisen mein - zu Tage zu treten. Soviel ich feststellen konnte, wussten die Landleute grade hier nichts mein- von Raseneisen­stein. Doch habe ich hier eine Probe ausgestellt von Sumpfeisen aus der Kummersdorfer Forst, etwa drei Viertel Stunden von den Gräbern. Als Herr Förster Balke (1895) dort im sumpfigen Gelände Löcher aus­heben liess, stiess man auf eine Schiebt Eisen. Es können die alten Bewohner, in den Jahrhunderten vor Christus, hier wohl nur Sumpf- eisen verarbeitet haben. Uber das Vorkommen des Raseneisensteins habe ich bereits Mitteilungen gemacht in meinem Vortrage über den Spreewald.

Ich muss hervorheben, dass die Gräber mit dem Eisen nicht zu entfernt von einander lagen und dass das Eisen nur an dieser einzigen Stelle in Gräbern vorkam, im südlicheren Teile des Tlobrechtschen nach dem Kerkluch zu.

Es fragt sich: weshalb tliat man jene Eisenstücke in die Gräber? Nur an die Stelle von Steinen? oder aber aus einem andern besondern Grunde? Vielleicht darf man sich für die letztere Annahme entscheiden. Um alte Gebräuche aus einer bestimmten Gegend zu erklären, wird man immer am besten tliun, zuvörderst etwa dort noch bestehende ähnliche Gebräuche zum Vergleich heranzuziehen. Hier auf den Dörfern war und ist es noch Brauch, dass man, unter Umständen, den Toten gewisse Dinge mit ins Grab gab, und auch noch giebt. So, um von unsrer Zeit zu reden, legten sie einer alten lahmen Frau, die immer an einem gelben Krückstock gegangen, wie sie starb, hl Jahre alt, den Stock mit in den Sarg; in manchen Dörfern angeblich grosse Ketten und Armringe und Broschen,wer was hattet dazu, den verstorbenen Töchtern; hier Kindern allerhand Gedenksprüche, auf die Brust der Toten, z. B.:

Du warst ein Gast auf Erden Nur eine kurze Zeit.

Der Himmel wird Dir werden Dort in der Ewigkeit.

Nun ruhe sanft in Frieden,

Bis an den jüngsten Tag.

Einst folgen Deine Lieben Dir dort in den Hinunel nach;

einem alten Manne, der immer eine lange Pfeife rauchte, die Pfeife; Frauen, wenigstens in entfernteren Dörfern, Schlüssel; einem Mann, der noch die Franzosenkriege mitgemacht, wurde das Rasiermesserutn Kriech und seine Brille von den Angehörigen mitgegeben; einem Trinker eine Branntweinflasche; und einem Geizhalz ein Thaler in die Hand gedrückt. Jedenfalls werden ungewöhnliche Beigaben in vorgeschicht­lichen Gräbern auf lussondere Beziehungen in Leben und Thätigkeit des Toten hindeuten. Hier also könnte man vielleicht denken, dass die Verstorbenen heidnische Schmiedemeister waren oder Besitzer einer Eisen­schmelze, Gewerbtreibende in Erzen oder Eisenwaaren oder dergleichen. Indessen mag es auch ganz anders Zusammenhängen.

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