Heft 
(1897) 6
Seite
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W. v. Schulenburg, Altertümer aus dem Kreise Teltow.

jedenfalls im Verkehr stand mit dem Ausland. Ferner nehme ich an, dass in dieser Urne die Gebeine einer germanischen Frau beigesetzt wurden. Denn mit Perlen schmückten sich auch im Altertum wohl mehr die Frauen als die Männer. Jedenfalls war w es ein Halsgeschmeide gewesen, von einer vornehmen Frau. Denn nur einmal haben sich solche Perlen hier vorgefunden.

Ich habe nun aus dieser Urne die besser erhaltenen Knochen, die sämtlich im Feuer gewesen, namentlich aber alle Wirbelknochen, fest­gemacht mit einer Auflösung von Fischleim und Wasser. Es war dies eine sehr zeitraubende Arbeit, denn ich habe die meisten Knochen all­mählich, nacheinander, 68 mal mit einem Stäuber so bespritzt, weil sie sehr mürbe waren und bei starker Befeuchtung auseinaudergetlossen wären. Dazu kam, dass es an den genügenden Vorbereitungen fehlte. Die menschliche Wirbelsäule hat 33 Wirbel. Die ö Kreuzwirbel sind im Kreuzbein verwachsen, aber bei alten Gerippen werden sie lose. Manche Wirbel hatten noch Querfortsätze. Es gelang mir, 24 Wirbel in der Urne aufzufinden. In einem besonders dazu eingerichteten langen schmalen Kasten habe icli aus später hartgemachtem Sande eine Unter­lage für diese Wirbel ausgeformt, so dass sie, darauf ruhend, mit ihrer Aussenseite, einigermassen in grader Linie, die Wirbelsäule zur An­schauung bringen. In demselben Kasten habe ich ebenso 11) Wirbel aus einer andern Urne, die einem germanischen Manne angehören mögen, aneinander gereiht. Es ist mir nicht bekannt, ob derartige Versuche bereits von anderen gemacht worden sind. Ich habe dann aus beiden Urnen, indes getrennt für sich, noch Stücke von Arm- und Beinknochen, Hand- und Fussknochen, vom Becken, Rippen und Schädel, sowie zwei Gebissstücke mit Zahnkammern, festgemacht. Ich habe in der Perlen­urne ein Zahngebiss, mit sechs Zahnkammern, erhalten können, genau so an der Innenwand der Urne, wie es sich in der Erde befand. Doch fanden sich hier, soweit ich gesammelt habe, mit Ausnahme eines Kinder­zahns, nur Zahnwurzeln. Auf dem vorgeschichtlichen Friedhof zu Müschen im Spreewald fand ich dagegen in Urnen nicht bloss die Wurzeln, sondern auch die Kronen der Zähne, und zwar von Back-, Eck- und Schneidezähuen; letztere sehr schön erhalten, wie denn auch jetzt die Alten auf dem Lande behaupten, dass die Leute früher bessere Zähne hatten. Ich fand in Müschen ein wohl erhaltenes Kieferustück, einen Gelenkkopf in die Breite glatt durchschnitten, vorzüglich erhaltene Finger­glieder, ein Stück Knochen, scheinbar mit einer Verwundung durch Bronze u. d. m., was alles der vorgeschichtlichen Abteilung im Museum für Völkerkunde übergeben und dort fortgeworfen wurde. Vielleicht wäre anzunehmen, dass man bei sorgfältigerer Behandlung der Knochen­ieste in gewissen Totenurnen und Festmachen derselben, unabhängig von Beigaben, der Entscheidung der Frage nähertreten könnte: ob Mann