Heft 
(1897) 6
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W. v. Schulenburg, Altertümer aus dem Kreise Teltow.

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oder Fra», die Gebeine von mehren Verstorbenen n. a., in einer Urne beigesetzt wurden. Ich will noch bemerken, dass ich beim Ausräumen der Totenurnen mich mit Erfolg der langen rundgebundenen Staubpinsel bedient habe, die weich wie sie sind, das mürbe Gebein schonen. Zu feinerer Arbeit dienten die feinen Malerpinsel aus Eichhornhaar.

ln einer Urne fanden sich beim Durchsieben des betreffenden Inhalts mehre Krümel, grau glänzend wie Erz, aber sehr leicht. Bei einer chemischen Untersuchung, die giitigst Herr Dr. Radau vorgenommen, wurden sie als Koaks festgestellt. Erst beim drittmaligen Durchsieben von Sand und Knochenasche einer Urne zu Müschen fand ich s. Z. zwei kleine perlförmige Stückchen von einem weisslichen Metall, das wie Silber oder Zinn aussah. Eine nachträgliche Untersuchung war nicht möglich, da sie im Museum für Völkerkunde weggeworfen worden sind. Jedenfalls finden sich noch mehr derartige Überreste, als beachtet werden.

ln einer Tasse vom Hobrechtschen fand sich eine weisse Masse, die mehr als eine Erdart denn als Knochen erscheint. Vielleicht ver­dient derlei Beachtung. Ich fand s. Z. neben der Ilaupturne in dem I'feifengrab zu Müschen ein oder mehre mittelgrosse Gefässe, die zum Teil oder ganz mit einer weissen Erdmasse (Kalkmergel?) an­gefüllt waren. Ein Vergleich ist nicht mehr möglich, da im Museum für Völkerkunde die weisse .Masse entfernt und weggeworfen worden ist.

7. Auf den Dahren, der erwähnten Feldmark, die östlich gelegen ist von Steinstücken und den südlich angrenzenden Ackern, und von diesen geschieden ist durch einen dazwischenliegenden Wiesenstreifen, sind schon seit Menschengedenken Urnen mit Ueichenbrand und sonstige alteToppe ausgepflügt und gefunden worden. Das Land gehört jetzt dem Kossäten Zernicke. Neben anderen berichtete mir auch jene alte Frau, Grossmutter Becker, darüber:Auf den Dahren haben wir Schüsseln und Scherben gefunden und eine Unmasse Feldsteine als wie ein Funda­ment. Da haben die Leute gesagt:Hier wird wohl der Kirkhof (Kirchhof) gewesen sein, das ist von de Zwerje. Es waren da Knochen und Stücke von det, Jehirn (Schädel) und Schüsseln, manchmal 46 in einander. Die, wo Knochen drin waren (die grossen Totenurnen) waren man schlechte und stachen sich inzwei. Das war vor 35 Jahren. Aber ich habe darüber viel ältere Nachrichten. Genau wie von der alten Frau geschildert, verhielt es sich auch im Hobrechtschen. Die eigent­lichen Urnennester, ähnlich verpackt, waren alle mürbe, da wo ich sie noch zu sehen bekam. Im vorigen Jahr, gerade zur Zeit, als ich im Hobrechtschen I mit den Altertümern beschäftigt war, hat der Kossät Zernicke, in einer Entfernung von da, dass ich ihn hätte sehen können, mehr als eineMandel alter Töpfe zerpflügt. Ich konnte nachträglich nur noch das Bodenstück einer Totenurne retten.