Heft 
(1897) 6
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W. v. Schulenburg, Altertümer aus dem Kreise Teltow.

8. Auf der Weidemark, da wo sie sielt unmittelbar nördlich vom Klappbusch ausdehnt und bergig' erhebt, vormals z. T. wenigstens Besitz des ehemaligen Bauern Schulze, und z. T. jetzt noch Besitz des Bauern Schwitzke, sind zu verschiedenen Zeiten alte Gräber aufgefunden worden, auch zwei Bronzenadeln, und ein halb zerbrochenes Steinbeil. Auf dem Lande des früheren Bauern Schulze daselbst jetzt ist diese Bauern­wirtschaft nämlich zerteilt und verkauft warenrunde Steinpflaster, 2 Fuss unter der Erde, 2 Fuss hoch und 2 Fass breit, von Steinen gesetzt, in der Mitte eine Schüssel mit Knochen.

Alle diese Gräber oder Friedhöfe lagen auf Gadsdorfer Feldmark. Rechnen wir den Höllenberg und den Ilirseberg nicht mit ein, so ergiebt sich von Norden nach Süden gerechnet, den Klappbusch mit eingeschlossen, westlich von dem ja aber auch Gräber waren, eine Entfernung von etwa 700 kleine Schritt und von Westen nach Osten, allerdings bezüg­lich der Breite nur in einem Streifen, etwa von ÖOO Schritt. So weit waren. die Gräber verstreut, also eine wahrhaftige Totenstadt. I »ie Gräber auf dem Hirseberg, der Steinkreis auf Steinstücken es soll noch ein zweiter Steinkreis nach schwankenden Angaben dort gewesen sein und das oder die Gräber auf dem Bauer Weberschen Acker, sind jedenfalls Fürstengräber gewesen, sie ruhten da umgehen von ihren Völkern. Deshalb habe ich die Gebeine aus.der Mitte des Steinkreises, von mir hier ausgestellt in dem Kasten mit Glasdeckel, bezeichnet als die Gebeine eines germanischen Fürsten, vom Volkstamm der märkischen Seinnonen, auf deren alte Sitze hierselbst, nach ihrer eignen Stamm­sage, ich hingewiesen habe in meinem Vortrage über den Spreewald.

Ich möchte nun behaupten, dass alle grösseren heidnischen Friedhöfe angelegt waren an einem Wege. Ein solcher war notwendig, um die Leiche nach dem Grabe zu tragen, und für das Leichengefolge. Aus der Feststellung solcher alten Friedhöfe würde man also unter Umständen kartenmässig auch die Wege von denselben nach den etwaigen An­siedlungen verzeichnen können. Wir finden das auch bei andern Völkern des Altertums. Am bekanntesten ist ja bei Rom die alte Gräberstrasse, die Via Appia, an der lang hingestreckt die oft kostbaren Gräber der alten Römer sich ausdehnen. Noch neuerdings hat Herr Professor Hirth aus dem Innern Chinas berichtet, dass er dort an Seiten der schmalen Wege die Reihen der Gräber fand.

"Vielleicht ist aber, nebenbei, noch ein andrer Grund bisweilen massgebend gewesen. Mich brachte darauf vor fast zwanzig Jahren, als ich wendische und auch deutsche Volkslieder im Spreevvald sammelte, dei Schluss eines wendischen Volksliedes. Fis hat denselben Stoff als Inhalt wie Hero und Leander, von Schiller nach einer griechischen Sage behandelt. Wäre unser unsterblicher Dichter mehr im deutschen Volkstum als im griechischen zu Hause gewesen, hätte er sicher eine