Heft 
(1897) 6
Seite
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W. v. Schulenburg, Altertümer aus dem Kreise Teltow.

Spreewald nichts Gleiches an die Seite stellen kann. Auch diesem Erleu- hochwald sind schon die Tage gezählt. Leider zu spät erst entdeckte icli im Walde hei Alexanderdorf ein Waldinneres, so urwaldartig und so schön, wie ich niemals etwas Ähnliches sah, weder in der nord­deutschen Tiefebene noch iin gebirgigen Süden. Alte Elsen und Birken wölbten unter dem Himmel ihr grünes Dach; manche lagen gegen einander. Dazwischen tiefschwarze Wasserspiegel, zu denen, von den Höhen herum, Hollunder und ßrombeergesträuch träumerisch nieder­neigten und in der ernsten Tiefe sich spiegelten, über der die rotem Beeren des Nachtschatten glänzten, oder Wasserflächen überzogen mit lichtem Pflanzengrün und umsäumt von Blättern und Dolden des Schier­ling. Hier spielten die Finken, badeten und kamen zur Tränke; Finken­krug mochte man es nennen. Farren schoss mannshoch empor, Kräuter und Sträucher wucherten in üppiger Fülle. Doch überall konnte der Blick durch Lichtungen schweifen; dazu das goldige Sonnenlicht, das um Zweige und Blätter spielte. Zahllose Vögel sangen im Laubwerk, durch das der heisse Tag nicht drang. Hoch oben an den Stämmen hämmerte und pochte der stattliche Grünspecht und unten kamen die Illinge zu zweien, dreien hervor und eilten einer hinter dem andern durch das Gras davon, während vertrauensvoll in nächster Nähe die Rehe im Gebüsch sich bargen. Wenn aber die Holderbeeren sich schwärzten, dann waren im Unterholz alle Zweige und Blätter beständig bewegt von all den Drosseln und kleinen Vögeln, ein fortwährendes Wegeilen und Kommen, doch auch das Eichhorn legte sich in den Hinterhalt und die Katze, der schlimmste Feind, schlich umher durch das Strauchwerk. Ein unbeschreiblicher Waldzauber ruhte über dem Ganzen und märchenhafte Schönheit lag ausgebreitet. Zwanzig Maler hätten zu gleicher Zeit hier malen können, ganze Bilder und Einzel­heiten. Im vorigen Herbst ist alles niedergehauen worden, eine unsag­bare Fülle von Schönheit. Alle guten Worte waren vergeblich.Die Bäume müssen herunter, das ist alles höheren Ortes schon so bestimmt. Wie ganz anders verfährt man in Bayern, auch grade in den Forsten, und wie lohnt sich das durch den Fremdenverkehr, während unsere Landschaft immer öder und ärmlicher wird, nicht durch sich, sondern durch die Schuld der Menschen. Aber wie schön muss einst die Mark gewesen sein in alter Zeit!

Doch erinnert dieser Wald an die verwunschnen Wbilder in Sagen und Mären, die man nur betreten konnte mit Gefahr für Leib und Seele. Ähnlich hier, denn er umfasst den grossenArtillerie u -Schiessplatz.

Ich hörte von verschiedenen alten Müunern (Grossvater Schulze und Koppen, Vater Heinrich u. a.), dass in einem abgelegenen Teile der Kummersdorter Forst früherdrei Gräber,drei flache Grabhügel waren. Noch vor 3010 Jahren hat jederTackene (Zacken) darauf