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Kleine Mitteilungen.
später wurde der Rebensaft von den Weinbergen Potsdams und Umgegend (Caputh, Werder, Glindow etc.) noch nach ausserhalb versendet. Zwischen den Jahren 1851 und 1856 habe ich zum öfteren in Werder bei Potsdam ganz leidlichen weissen Wein getrunken, den die Herren Ziegeleibesitzer August Schnetter und Maurermeister Hermann Stechow auf ihren Weinbergen innerhalb der eigentlichen Stadt, also auf der Insel Werder gekeltert hatten. Als Weinsuppe oder als Grundstoff einer Waldmeister- (Mai-), Erdbecr- oder Pfirsich-Bowle machte sich dieser leichte, wohl bekömmliche Wein ganz gut.
E. Friedei.
Die Irrlichter und Irrwische. Im Anschlüsse an den von Herrn W. v. Schulenburg in Nr. 11 „des Monatsblatts“ v. J. 1897 unter vorgenannter Spitzmarke gebrachten Artikel möchte ich mir gestatten (abgesehen von meiner persönlichen Ansicht, die dahin geht, dass wir es bei den Irrlichtern mit stark pbosphorescierenden Würmern oder Käfern zu thun haben dürften, wie ja das von uns Norddeutschen vorzugsweise auf der Insel Helgoland beobachtete „Meeresleuchten“ auch auf kleine Seetiere, Infusorien, Polypen, Seesternchen etc. etc. zurückzuführen ist), auf eine Stelle im Heine zu verweisen, in welcher bereits dieses Thema behandelt wird, wenngleich Heine dasselbe nach Dichterart nur vergleichsweise heranzieht.
Heine schreibt nämlich in der Abhandlung über „Shakspeare’s Mädchen und Frauen“ (1838) (Siehe: Heinrich Heines Sämmtliche Werke. Hamburg. Hoffmann & Campe 1867. Band III Seite 175):
„Die Dichter präsentieren sich der Welt im Glanze ihrer Werke, und besonders, wenn man sie aus der Feme sieht, wird man von den Strahlen geblendet. 0 lasst un3 nie in der Nähe ihren Wandel beobachten! Sie sind wie jene holden Lichter, die am Sommerabend aus Rasen und Lauben so prächtig hervörglänzen, dass man glauben sollte, sie seien die Sterne der Erde... dass man glauben sollte, sie seien Diamante und Smaragde, kostbares Geschmeide, welches die Königskinder, die im Garten spielten, an den Büschen aufgehängt und dort vergassen ... dass man glauben sollte, sie seien glühende Sonnentropfen, welche sich im hohen Grase verloren haben, und jetzt in der kühlen Nacht sich erquicken und freudeblitzen, bis der Morgen kommt und das rote Flammengestirn sie wieder zu sich heraufsaugt... Ach, suche nicht am Tage die Spur jener Sterne, Edelsteine und Sonnentropfen! Statt ihrer siehst du ein armes nichtfarbiges Würmchen, das am Wege kläglich dahinkriecht, dessen Anblick dich anwidert, und das dein Fuss dennoch nicht zertreten will, aus sonderbarem Mitleid.“
B., d. 20, VI. 97. H. Seide.
Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Demminerstrasse 34. — Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteüungen zu vertreten.
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