Ein Bruchstück aus der ältesten Geschichte Brandenburgs.
Von Dr. Carl Platner.
Das Jahr 1150 bildet den wichtigsten Wendepunkt in der Geschichte der Mark und der Stadt Brandenburg. In diesem Jahre starb der letzte wendische Häuptling Pribizlaw, der sich schon zum Christentum bekehrt hatte, und der deutsche Markgraf Albrecht der Bär konnte infolge eines Erbvertrags das Havelland und die wichtige Feste Brandenburg in Besitz nehmen.*) Wohl war schon über zwei Jahrhunderte früher, i. J. 928, die Brandenburg von König Heinrich I. erobert worden; wohl hatte? zwanzig Jahre nachher Otto der Grosse hier ein Bistum für die Ilavelgegenden gegründet; aber die deutsche Herrschaft hatte damals nur eine sehr kurze Dauer gehabt. In dem grossen Wendenaufstande des Jahres 983 war zuerst Havelberg überfallen worden, hierauf war die Brandenburg verloren gegangen. Alle militärischen und kirchlichen Anstalten der Deutschen im Osten der Elbe waren auf mehr denn anderthalb Jahrhunderte hinaus vernichtet worden. Wechselvolle Grenzkriege zwischen Deutschen und Wenden hatten dann diese ganze lange Zeit erfüllt, soweit nicht das deutsche Reich mit seinen eigenen inneren Wirren beschäftigt war; die Bischöfe von Brandenburg, ebenso wie die von Havelberg, hatten durchweg im Westen der Elbe auf gesichertem deutschen Boden geweilt**), und wenn die Brandenburg zwischendurch einmal, wie in den Jahren 991 und 1100, von einem tapferen deutschen Markgrafen erobert wurde, stets hatten sich die Wenden sehr bald wieder in ihren Besitz gesetzt. Bis zu den Tagen Albrechts des Bären also waren die Deutschen noch durchaus nicht im stände gewesen, vom Westen der Elbe her etwa durch neue Ansiedelungen auf die inneren BevölkerungsVerhältnisse der Havelgegend irgendwie einzuwirkeu: dazu
*) 0. v. Heinemann, Albr. d. Bär S. 107. 179.
**) G. W. v. Raumer, Regesta hist. Brand. Nr. 379 u. viele der folgenden Nummern; Forschungen zur Brandenb. u. Preuss. Gesch. I, 386 ff.
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