Kleine Mitteilungen.
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5. Glück und Unglück. Als Zeichen des Glücks gelten alle möglichen Dinge, heilige und profane, denn der Glücksjäger ist in der Wahl nicht im geringsten peinlich. Bei einer Familie stand auf einer Komode ein Kruzifix. Die Hausfrau wurde gefragt: „Was denken sie sich beim Anblick dieses Kreuzes?“ Sie antwortete: „Wenn man dies ansieht, dann geht die Arbeit nicht aus.“ Eine evangelische Frau sagte: „Ich habe meinen Heiland immer bei mir, darum habe ich immer Glück.“ Darauf zog sie ein Marienbildchen aus ihrem Kleide und sagte: „Hier ist mein Heiland, welcher mir Glück bringt.“ — Man findet im Laden ungläubiger Leute die Inschrift: „Gott mit uns,“ weil das Glück bringen soll. — Sehr verbreitet ist ein Hufeisen, als Glück bedeutend oder Unheil abhaltend, vor die Thürschwelle genagelt, mit der offenen Seite nach aussen; es muss aber auf der Strasse gefunden sein. Vor einem Laden zieht es Käufer an. — Auch Pflanzen gelten als glückverheissend. Eine Frau näht ihrem Manne jedesmal, wenn er einen wichtigen Gang vorhat, Salz, Dill und Ivümmel in die Hosentaschen, weil sie meint, er gewinne dann jeden Prozess und was er vornimmt, müsse gelingen. — An anderen Orten gilt dies als Schutz gegen Behexung. Zu Grunde liegt dabei die altheidnische Vorstellung von der wohlthätigen Zauberwirkung gewisser Pflanzen. — Den Gegensatz dazu bildet folgendes: Kpheu gilt als unheilvoll. Ein Handwerker, dem es traurig ging durch Krankheit seiner Frau, Mangel an Arbeit etc., hörte von seinem Nachbar: „Ihr ganzes Unglück kommt von den beiden grossen Epheutöpfen, die Sie haben.“ Er warf sie deshalb in die Müllgrube, aber es ging ihm trotzdem nicht besser, sondern schlechter. — Brot. Manche Leute sagen, wenn man eine neue Wohnung bezieht, so muss man zuerst Brot und Geld hineinschaffen, dann geht einem beides nie aus. — Manche meinen, es gebe Zank, wenn man Brot auf den Rücken legt. — Manche machen beim Anschneiden des Brotes drei Kreuze auf die untere Seite, weil sie meinen, dann gehe das Brot im Hause nie aus. — Ein Mann wendete immer sorgfältig die angeschnittene Seite des Brotes von der Thür weg, weil er fürchtete, das Brot gehe sonst zur Thür hinaus. — Handgeld etc. Manche Handwerker haben die Sitte, dass sie das Handgeld, d. h. das erste Geld, das sie am Tage einnehmen, anpusten oder auch anspucken, weil dadurch noch mehr Geld ins Haus komme. Es ist eine altheidnische Meinung, dass Anhauchen und Anspucken eine schützende Wirkung hat. — Manche Kaufleute verbrauchen von ihren neuangekauften Waaren nie zuerst etwas zum eigenen Bedarf, weil sie fürchten, dann den ganzen Rest auf dem Halse zu behalten. — Manche Leute meinen, wenn man Kehricht aus einer Stube in die andere über die Schwelle fegt, dann kommt Unglück ins Haus. Einige Geschäftsleute meinen: Je mehr Schmutz man in den Laden hineinkehrt, desto mehr Kunden kommen. — Manche Leute sagen: Wenn man Schuppen von einem Fisch, den man am Sylvesterabend gegessen hat, im Portemonnaie trägt, dann hat man immer Geld. (Die Schuppen bedeuten Geld.) — Andere sagen: Es bringt Glück, wenn man einen Hundezahn oder einen Sargnagel bei sich trägt.
6. Tage wähl er ei: Eine Hochzeit oder Taufe am Freitag soll Unglück bringen. Auch gilt es als verhängnisvoll, wenn eine Krankheit sich an