K. Altrichter, Die Glockeninschriften von Sternebeck und Tempelhof. 185
finden, dass ausserdem beide Striche mit ihrer Verbindungslinie als ein Zeichen zu lesen seien. I >as möchte aber wieder v = u sein. Tn No. ‘20 ist das 1 hinwegverbessert und zwar glaube ich dies um so eher annehmen zu müssen, als unter No. 10 ein 1 vorhergeht; der Schreiber also wahrscheinlich in seinem Eifer irrtümlich die Form lv geschrieben hat, indem er die schon einmal gebrauchte Form, die ihm also schon geläufiger war, wiederholte, weil er das bereits geschriebene 1 übersah, oder vergass, dass No. 10 lv bedeute. Er muss diesen Irrtum alsbald gewahr geworden sein, weil der zweite Vertikalstrich nicht verstärkt wurde.
In den Zeichen 14, 15, 10 lese ich hiernach „volu“ und 17, 18 „su“, so dass m. E. „voluntate sua“ gemeint gewesen ist.
No. 10 und 20 sind nach obigem als lu zu lesen. Das Zeichen No. 21 habe ich in No. 86 auf die Form zurückgeführt, die es in der mittelalterlichen Schönschrift hat und in der sie typisch geworden ist; es ist ein m. Ob nun der hochaufragende mittelste Strich eine besondere Bedeutung hat, ist schwer zu entscheiden. Fast möchte ich eine solche darin linden, dass derselbe nicht wie der erste und dritte mit einem kleinen Horizontalstriche abgeschlossen ist, sondern eine lanzenförmige Spitze hat. Nimmt man eine besondere Bedeutung an, so ist die nächstliegende die, dass der Spiess in der Mitte des Ganzen eine Art Axe vorstellt, um die das m sich dreht, so dass dasselbe einmal zu No. 20 und sodann zu No. 22 gehört. Eine ähnliche Erscheinung ist mir in den Abkürzungen bei rätselhaften Inschriften schon öfter auf- gestossen, indem der Endbuchstabe einer Abkürzung zugleich der Anfang des folgenden Wortes war. So liegt auch hier augenscheinlich die Sache.. Das Zeichen No. 22 kommt mir in seiner Zweiteilung so vor, als ob eine Gestalt wie Nr. 87 beabsichtigt gewesen, aber die Verbindungslinie zwischen Anfang und Ende nicht klar zum Ausdruck gebracht sei, so dass sie beim Kopieren am Original übersehen werden konnte. Der Abschluss gleicht dem d-Kopf in No. 8 und 10 und der Fuss hat die Lage wie der in No. 8, nur dass er rund und erheblich einfacher gestaltet ist. Ich lese No. 10—22 als ln(minis) m(un)d(i).
In der Stelle 28—25 kommt ein Zeichen No. 24 vor, das sich in 81. wiederholt, ln No. 88, 80, 40 habe ich dasselbe in seine Einzelteile zerlegt dargestellt. Über No. 88 habe ich schon oben eingehende Anführungen gemacht. In No. 1 ist dieselbe Figur nach oben gekrümmt. Sieht man sich daraufhin No. 21 an, so ist dieselbe Figur nach unten gekrümmt und darauf, um n in in zu verwandeln, ein Strich gesetzt. Hier ist wie No. 80 auf den geraden Strich des n ein Strich gesetzt, mithin lese ich zunächst m. Dies ist, indem von dem geschichtlich be- gnindeten m ausgegangen wurde, zugleich die Probe auf das Exempel hinsichtlich der No. 21. Es ist aber noch ein Strich, dem m-Strich ent-