186 K. Altrichter, Die Glockeninschriften von Sternebeck und Teinpeüiof.
sprechend, nur in entgegengesetzter Richtung gemaclit. Dieser Strich ist aber nicht einfach, sondern bildet an seiner Spitze einen Winkel, der mit dem im Zusammenhänge steht, den dieser Strich mit dem horizontalen n-Strieh bildet, sodass die Figur 40 herauszulesen ist. Das ist aber die Grundform des e im Gegensatz zu der Grundform des c, Figur 5 und 82, jenes eckig, dieses abgerundet. Dass der übliche mittlere Querstrich fehlt, darf wenig überraschen. Denn der Strich ist erst zur Notwendigkeit geworden, als in einer späteren Zeit die scharfgeeckte e-Form sich zur abgerundeten c-Form abschliff und dieses Eikennungszeichen daher auch ganz willkürlich angebracht wurde, wie die authentischen Formen No. 44—46 erkennen lassen.
Das Zeichen 25 war mir zunächst rätselhaft, da im 0. und 10. Jahrhundert vielfach das o in dieser Weise hergestellt wurde. Zweifellose o-Formen sind aber in No. 6 und 15 enthalten. Ich ging deshalb weiter zurück und fand, dass in der Runenschrift das Zeichen No. (25) als Nasallaut geschrieben wurde. Dasselbe ist hier augenscheinlich missverständlich in ein Viereck zusammengezogen. Dass hier im geschichtlichen Mittelalter runische Schriftzeichen gelegentlich auftauchen, darf um so weniger auffallen, als auch in heutiger Schrift vereinzelt veraltete Schriftformen aus besonderer Vorliebe gebraucht werden. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Schreiber hat Raum sparen wollen, wie weiter gezeigt werden soll, und dass er deshalb die Form No. 88 nicht angewendet hat.
Das Kreuz No. 26 ist das übliche Schlusszeichen. No. 28—25 heisst hiernach, und dies wird durch das Sehlusskreuz bestätigt, „Amen“.
Die Zeichen 27—80 sind ungemein gedrängt, dem „cit“ (No. 82—84) ist notwendig ein „fe“ vorzusetzen und No. 28 ist offenbar ein symbolisches Zeichen, denn in keiner Schriftart lässt sich ein ähnliches Zeichen auffinden. Hierin findet sich die Annahme bestätigt, dass dem Schreiber der Raum zu eng geworden war, seine beabsichtigte Inschrift vollständiger niederzuschreiben.
No. 27 ist wieder ein zusammengesetztes Zeichen. Ich lese zunächst ein v wie in No. 14 als f-Laut, daran ein s-artiges Zeichen, dazwischen einen dicken Punkt, so dass „vitus“-Veit erscheint. In No. 28 erscheint das Profil eines Vogels mit aufgehobenem Flügel. Wer sich der Siegelabdrücke preussischer Behörden, wie sie noch in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts nicht so selten waren, erinnert, wird in No. 48 den Adler daraus wieder erkennen und wenn man sich diese Formen nocli eckiger vorstellt, kommt annähernd die Figur 28, den Adler als von der Seite gesehen, heraus. No. 20 und 80 gehören zusammen, ich lese darin f und 1. No. 81 ist nach No. 24 als me zu lesen und das „cit“ (No. 82—84) lässt sich unschwer zu „fecit“ ergänzen, so dass Vi(tu)s Avis f(i)l(ius) me (fe)cit zu lesen wäre. Im