Heft 
(1897) 6
Seite
188
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18g *K, Altricbter, Die Glockeninschriften von Sternebeck und Tempelhof.

II.

Die Glockeninschrift von Tempelhof.

Im Gegensatz zu der Inschrift von Sternebeck liegt hier eine Art Schablonenschrift vor. Ihre Zeichen unterscheiden sich zum Teil recht wenig von einander, zum Teil sind sie aut den ersten Blick gar nicht zu verstehen. Der Schlüssel dazu liegt aber schon im ersten Zeichen. Diese wunderbare Figur 2 mit dem dreieckigen Auge scheint keinem der bekannten Alphabete anzugehören und doch, wenn man dieses wie die folgenden Zeichen aufmerksam studiert, lässt sich eine Lösung des Rätsels finden.

Vorweg sei angeführt, dass die Kreuze 1 und 9 zweifellose Johanniterkreuze sind und auf den Stifter, den Johanniter-Orden, hin- weisen. Es ist dies dieselbe Kreuzfonn, welche in dem Knauf des Paretzer Schwertes, das sich in den Sammlungen des Märkischen Pro- vinzial-Museums befindet, wiederkehrt.

Der dreieckige Einschnitt in der Figur 2 in Verbindung mit den Ausbuchtungen des L (Figur 4) führte mich darauf, dass hier in jedem Zeichen zwei oder mehr Zeichen in einander gezogen und in eine neue Figur umgewandelt seien. Bei Figur 2 ist die linke Seite augenschein­lich die Grundform des S, während die rechte die Form des C andeutet. Im L (Figur 4) würde kaum mehr als eine Zierform hervortreten, wenn nicht in der Grundlinie zwei Einschnitte vorhanden wären, die einen nach unten gerichteten Bogen umgrenzen.

Ich habe nun nach diesen und ähnlichen Erscheinungen versucht, die Buchstaben festzustellen, die in jedem Falle zusammengezogen sind und in der Zeile unter der eigentlichen Inschrift die beiden Figuren durch Schraffierung des einen Zeichens den einen Buchstaben von dem anderen abgehoben dargestellt.

Darnach löst sich nach Anleitung der vertikalen Aussenkanten das Zeichen 2 in Sc auf. Figur 3 bot aber erhebliche Schwierigkeiten, weil vielleicht eine gewisse Symmetrie der Einzelformen dazu verleiten mochte, noch weitere symmetrische Ausgleichungen vorzunehmen, aber gerade nicht zur Erleichterung des Verständnisses. In der dritten Zeile habe ich die Zeichen der Figur 3 auseinander gehalten gezeichnet, weil eine Schraffierung der Figur in der zweiten Zeile die Sache nicht viel deutlicher gemacht hätte. Die oben erwähnte Ausgleichung besteht in einer Abrundung nach dem oberen Balken, der dort zugespitzt erscheint und in einem nicht recht motivierten geraden Abschluss gegen die Grundlinie. Wenn ich darin Ao gelesen habe, so hat mich dazu wesentlich die diplomatische Abkürzung für anno verleitet.

Hinsichtlich der Figur 4 habe ich schon die in der Grundlinie