Heft 
(1897) 6
Seite
200
Einzelbild herunterladen

2(X)

K. Altrichter, Der Rosenthaler Gold- und Silberfund.

der vollkommneren erklären. Für den Brakteaten von Schonen und seine Verwandten ist es nun Worsaae in der oben citierten Arbeit*) ge­lungen, durch eine Reihe von Yergleichsniaterial und Analogien die zweifellose Deutung zu finden. Ich kann hier selbstverständlich seine Erörterungen nicht wiederholen, sondern nur das Resultat seiner Forschung geben. Der knieende, behelmte Mann ist Sigurd Fafnirsbane, Sigurd der Fafner-Töter. Er ist in dem Augenblick dargestellt, wie er, neben dem Bratspiess knieend, das Herz des Drachen brät. Das Herz­blut hat ihm die Hand verbrannt, die er im Schmerze zum Munde ge­führt hat. Das Lecken des Drachenblutes macht ihm den Gesang des vor ihm schwebenden, weissagenden Vogels verständlich, des Wahl- vögleins, um mit Richard Wagner zu sprechen. Das aufgerichtete Ross ist Grane, oder sollte die Bogenlinie auf dem Rosenthaler Brakteaten nicht ein Pferd, sondern einen Drachen bedeuten, dann ist es natürlicher Weise Fafner selber. Nun verstehen wir auch das hantelartige Instrument in der linken Hand des Mannes von Rosenthal; es soll wahrscheinlich den Bratspiess bedeuten. Übrigens ist der Vogelkopf am Ende des Helmes wahrscheinlich «auch schon eine Verrohung**), denn auf anderen Darstellungen findet man an diesem Platze einen Vogel, im Baumwipfel sitzend, der dann also allmählich, unter gleichzeitigem Verschwinden des Baumes, mit dem Helm zu einem Stück geworden ist.

Zum Schluss möge noch ein Wort über die Zeit gestattet sein, welcher der Goldbrakteat von Rosenthal zugewiesen werden muss.

*) Dr. M. Bartels führte u. And. an: Les empreintes des bractöates en or, essai d'interprötation in M6moires de la Soci<5t6 royale des Antiquaires du Nord; Nouvelle S6rie. 18601871. Copenliague. PI. 16. (XIX) bei der ersten Erwähnung des Brakteaten von Schonen. D. Verf.

**) Nach meiner Auffassung hat man es hier überhaupt nicht mit einem Helm zu tliun. Eine genaue Untersuchung des Männerkopfes auf dem Brakteaten von Schonen ergiebt, dass dicht hinter dem Ohre, also etwa da, wo das Hinterhaupt endet, auch die Schraffierung auf hört, die scheinbar in dem sogenannten Helm an­gebracht ist. Ich erblicke in dieser Schraffierung das Haupthaar angedeutet. Um diesen behaarten Kopfteil zieht sich eine doppelte, durch kleinste Punkte angedeutete Perlenschnur, welche wahrscheinlich den königlichen Kopfschmuck andeuten soll. Die 5 grossen Punkte darüber sind nicht als eine am Helm befindliche Art Pompons aufzufassen, sondern stellen Baumblätter dar, welche den Wald symbolisch vorzustellen bestimmt sind, ebenso wie die 4 Punkte rechts über dem sog. Helm und die drei kleinen Punkte zwischen dem Mann und dem Drachen. Dass nur ein solcher vorliegt, bezeugen die dreizehigen Klauen. Ich glaube nun in dem zweiten Vogelkopf mit der daran hängenden Wellenlinie eine symbolische Darstellung zu erblicken. Der vor dem Gesicht des Mannes befindliche Vogel spricht etwas gegen die Stirn, den Sitz des Verstehens, hinten kommt dasselbe deshalb ist ihm die Gestalt desselben Vogel­kopfes gegeben in gleicher Gestalt heraus. Es ist ihm nicht nur einfach durch den Kopf gegangen, sondern es ist auch verstanden worden und das ist meines Er­achtens durch ein Herauswachsen des zweiten Vogels aus dem Männerkopf zur Dar-