Heft 
(1897) 6
Seite
206
Einzelbild herunterladen

206 K. Altrichter, Der Rosenthaler Gold- und Silberfund.

Übertragung aus clem Wechsel von Licht und Finsternis, von Sommer und Winter, wie er gerade in den nordischen Ländern scharf hervor­tritt. Dieser Vorstellung hat sich die Sage bemächtigt; Baldur wird zum Sigurd und die finsteren Mächte sind in Fafner, den in einen Drachen verzauberten Bruder Baldurs, verwandelt. Fafner bewacht das Gold des Nibelungenhortes, des Goldes, das für die Menschheit die Bedeutung des Glückes hat. Dem Baldur war das Pferd heilig; er bediente sich des Pferdes. Diese Asenpferde waren unermüdlich wie das des Wodan, weshalb man sich das letztere als achtbeinig vorstellte, so dass immer vier Beine liefen, während die anderen vier ruhten. Greift man auf die Vorstellung zurück, dass Punkt und Strich ein Paar Beine vorstellt, so findet man, wenn man das Pferd auf seine vier Beine stellt, dass die anderen vier Beine, wenn sie ruhen sollen, darüber nach oben gestreckt sein müssen. Die Einknickung stellt aber die Gliederung in Unter­schenkel und Fussknochen dar. So hat sich das Hakenkreuz, als Sym­bol der ununterbrochenen Bewegung, aus der linearen Darstellung des Asenpferdes entwickelt. Es ist somit in dem Hakenkreuz in Figur 7 und in dem einfachen Kreuz in Figur 5 und 6 nur die Andeutung ent­halten, dass dem dargestellten Mann ein Asenpferd zur Verfügung steht, er mithin selbst aus göttlichem Geschlecht ist.

Die Figur i könnte unerklärlich erscheinen, wenn nicht in Figur 7 und auch auf anderen Brakteaten dieselbe Figur in grösserer Voll­kommenheit vertreten wäre. In Figur 7 erscheint rechts eine Art Doppelsäge. Aus einem anderen Brakteaten habe ich die Figur 8 ent­nommen, in der hinter einem stilisierten Pferdekopf jener Kulturepoche eine ähnliche Säge zum Vorschein kommt, nur sind die Zähne aufwärts gerichtet. Wenn man nun nur die Figur i hätte, könnte man versucht sein, darin die Gabelung der Mistel (Viscum alb um) zu erblicken, die dem Thor heilig war. Die sägenartige Gestalt nimmt dieser Hypothese aber den IIalt. Ich erblicke darin die Kohrstaude, die in den nordischen Gewässern ebenso heimisch wie in den unseren ist. Wenn Thor heilige Handlungen vornahm, ergriff er statt des Hammers eine Kohrstaude. Die Tötung des Drachen geschah zweifellos unter dem Beistände Thors und in diesem Augenblicke vollzog sich unter seiner Leitung eine heilige Handlung. Diese Darstellung findet einen sinnbildlichen Ausdruck in den Rohrstauden auf Figur 7 und 8. In i ist aber thatsächlich das­selbe Symbol durch Darstellung eines Teils für das Ganze erkennbar gemacht; eines Blätterpaares für die ganze Staude.

Den Punkt k fasse ich entsprechend den Punkten auf Figur 7 als Blatt auf; es ist das verhängnisvolle Lindenblatt, das die einzige Stelle an Sigurds Körper bedeckte, als seine sonst freiliegende Haut unver­wundbar gemacht wurde, und an der er verwundbar blieb. Wer denkt