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Kleine Mitteilungen.
Ich nehme keinen Anstand, den gesamten Fund für einen heidnischgermanischen*) zu erklären, welcher in die Zeit etwa zwischen 6lK) bis 8ÜÜ fällt.
Es ist dies eine Zeit, in welcher bei uns unbestritten die Slaven oder Wenden bereits seit Jahrhunderten zur vollen Herrschaft gelangt sind. Erwägt man nun, wie von erfahrenen Forschern, ganz neuerlich von l)r. W. Schwartz m einer zur General-Versammlung der deutschen Gesehiehts- und Altertums-Vereine zu Schwerin i. M. im September 181)0 eingereichten Abhandlung, aus mythologischen, sprachlichen und anderen Gründen, immer wieder darauf hingewiesen wird, dass ein Bestand heidnisch-germanischer Bevölkerung unter den zur Herrschaft gelangten heidnischen Wenden bei uns zurückgeblieben sein müsse, so bringt der Rosenthaler Fund eine ungeahnte Bestätigung für diese Behauptung und er erscheint von diesem Standpunkt aus als einer der beachtenswerteste», welcher seit langer Zeit in Norddeutschland gemacht worden ist. Dass er einer Gegend dicht vor den Thoren der deutschen Beichshauptstadt entstammt, giebt ihm ein besonderes Belief.
Kleine Mitteilungen.
Weihnachtsgebräuche in Pichelsdorf und Tiefwerder bei Spandau. (Aus den SammelkUsten des Mark. Provinzial-Museums.) Im Dezember 1885 teilte die „Neue Preussische Zeitung“ Folgendes mit: „In Tiefwerder und Pichelsdorf hat auch in diesem Jahre wieder, einer alten Überlieferung gemäss, am Mittwoch das sogenannte Weihnachts-Austuten begonnen, und es wird, wie immer, bis Weihnachtsheiligenabend fortgesetzt. Allabendlich ziehen Schulknaben, auf Hörnern blasend, im Dorfe umher. Am zweiten Weihnachtsfeiertag versammeln sich fast sämtliche Dorfbewohner und gehen in die Häuser, um dort das Lied zu singen, das mit den Worten beginnt: „Wir heiligen drei Könige“. Herkömmlicher Weise werden von den Besuchten Geld oder Esswaren verabreicht.“
Diese Nachricht veranlasste die Direktion, Herrn Lehrer G. Mähliss um Auskunft zu ersuchen, wie die Sache zur Zeit liege. Er erteilte hierauf d. d. Pichelsdorf, den 2. Februar 1897 folgenden Bescheid:
„Leider bin ich nicht in der Lage, den ausführlichen Bericht, den ich über die Sitten und Gebräuche zugesagt habe, schon jetzt zu bringen. Nur eine Sitte, das sogenannte „Antuten“, ist in Tiefwerder und Pichelsdorf noch im Gebrauch. Andere Sitten und Gebräuche, wie z. B. das „Sternfest“ und dergl. sind vor vielen Jahren schon eingegangen. Aber gerade über diese Gebräuche wollte ich gern berichten. Da ich aber diese Auflührung nur einmal in ganz veränderter Form gesehen habe, so kann ich meine eigene
*) Wenn schon der Brakteat hinsichts der Herstellung auf christliches Gebiet hinweist.